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Österreichs Handelsbeziehungen mit den neuen EU-Beitrittswerbern

Von Erika Bettstein

Wirtschaft

Beim Europäischen Rat von Helsinki am 10. und 11. Dezember 1999 wurde eine neue Phase des EU-Erweiterungsprozesses eingeleitet und die Aufnahme von Beitrittsverhandlungen mit Bulgarien, | Lettland, Litauen, Malta, Rumänien und der Slowakei beschlossen. Die Februar-Ausgabe der "Trade News" des Wirtschaftsministeriums befasst sich mit deren wirtschaftlicher Situation und deren | Handel mit Österreich.


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Die offizielle Verhandlungsaufnahme erfolgte am 15. Februar, seither führt die EU mit 12 Staaten Beitrittsverhandlungen. Gleichzeitig trat eine neue EU-Verhandlungsstrategie in Kraft:

Verhandlungsfortschritte sind mehr als bisher von den Anstrengungen der Bewerberländer bei der Umsetzung des Gemeinschaftsrechts abhängig.

Bulgarien

Die bulgarische Industrie und Landwirtschaft leidet unter veralteten Anlagen und Produktionsmethoden. Für Modernisierungsinvestitionen fehlt häufig das Geld, zumal sich auch die Hoffnungen auf

kapitalkräftige ausländische Investoren bisher nur teilweise erfüllt haben. Der Vertrauensverlust durch die Bankenkrise 1996 erhöhte vielmehr die Kapitalflucht. Erst die Einführung des Währungsrates

und die Bindung des Lev an die DM ab Juli 1998 bracht eine Stabilisierung der Wirtschaft mit positiven Vorzeichen für die Zukunft.

Die wichtigsten österreichischen Ausfuhrwaren sind Elektrogeräte, Fahrzeuge und Maschinen, pharmazeutisch-kosmetische und andere chemische Erzeugnisse sowie Nahrungsmittel (vor allem Fleisch und

Gewürze). Österreichische Importgüter sind Bekleidung, Eisen und Stahl, Zink und andere NE-Metalle, Dünger sowie Obst und Gemüse.

BULGARIEN: Einwohner: 8,25 Millionen; Fläche: 110.990 km²; BIP/Kopf (1998): 1.300 Euro; Inflation (1999): 0,3%; Leistungsbilanz (1998): minus 197 Mill. Euro

Lettland

Die Bemühungen, die lettische Wirtschaft an marktwirtschaftliche Gegebenheiten anzupassen und im internationalen Handel neu zu positionieren, verliefen bislang erfolgreich.

Der Kapitalbedarf für Umstrukturierungs- und Modernisierungsprojekte ist allerdings sehr hoch. Bei den österreichischen Exporten nach Lettland dominieren Maschinen, Konsumgüter (verstärkt

Lebensmittel) sowie Arzneiwaren und Kosmetika. Österreichische Importe bestehen hauptsächlich aus Bekleidung und Textilien, Eisen und Stahl sowie Möbeln.

LETTLAND: Einwohner: 2,45 Millionen; Fläche: 64.589 km²; BIP/Kopf (1998): 2.300 Euro; Inflation (4/99): 3,1%; Leistungsbilanz (1998): minus 623 Mill. Euro.

Litauen

Die litauische Landwirtschaft ist die leistungsfähigste der baltischen Republiken und sichert die Versorgung der Bevölkerung mit den wichtigsten Nahrungsmitteln. Die Umstrukturierung der

Wirtschaft bewirkt allerdings, dass der Anteil von Landwirtschaft und Industrie am BIP stetig schrumpft und der Dienstleistungssektor (1998: 58,3% des BIP) die stärkste Wachstumsbranche ist.

Aufgrund der zentralen Lage im Ostseebereich hat Litauen erhebliche Fischerei- und Schiffbaukapazitäten und setzt auf Transithandel. Bei den österreichischen Exporten nach Litauen dominieren

Maschinen und Fahrzeuge, Pharmazeutika, Elektroausrüstungen sowie Mess- und Kontrollgeräte. Importseitig sind besonders Bekleidung und Textilien, synthetische Gewebe, sowie Torf, Holz, Gemüse und

Früchte zu verzeichnen.

LITAUEN: Einwohner: 3,7 Millionen; Fläche: 65.301 km²; BIP/Kopf (1998): 2.600 Euro; Inflation (11/99): 0,1%; Leistungsbilanz (1998): minus 1.158 Mill. Euro.

Malta

Maltas bedeutendster Wirtschaftssektor ist der Fremdenverkehr. Das schlägt sich auch darin nieder, dass der Dienstleistungsanteil am BIP mit 69,7% der höchste der neuen Beitrittskandidaten ist.

Zum 25,5%-Industrieanteil tragen vor allem die Halbleiter- und Bekleidungsindustrie sowie eine Spezialisierung auf Schiffsreparaturen bei.

Österreich exportiert hauptsächlich Maschinen, Bekleidung und Rohstoffe (z.B. Holz) sowie Nahrungmittel (z.B. Käse) nach Malta. Wichtigste Einfuhrwaren aus Malta sind Elektronenröhren, optische

Erzeugnisse und Kautschukwaren.

MALTA: Einwohner: 378.000; Fläche: 316 km²; BIP/Kopf (1998): 8.276 Euro; Inflation (1999): 2,13%; Leistungsbilanz (1998): minus 150 Mill. Euro.

Rumänien

Die Auswirkungen der vorrevolutionären Autarkiepolitik sind noch nicht vollständig überwunden. Viele Industriebereiche kämpfen noch immer mit Überkapazitäten und Auslastungsproblemen sowie mit

finanziellen Engpässen.

Der Agrar- und Industrieanteil beläuft sich auf 58,3%. Ein weiterer Nachteil ist die starke Energieabhängigkeit vom Ausland und die äußerst energieintensive Produktion der rumänischen Industrie. Die

wichtigsten Importe aus Rumänien sind: Metallwaren, Aluminium und Bleche, Zement und sonstige Baustoffe sowie Bekleidung und Textilien. Die bedeutendsten Exportwaren aus Österreich sind Maschinen und

maschinelle Anlagen, Arzneiwaren, Lebensmittel, feuerfeste Materialien sowie Computer, Mess- und Prüfgeräte.

RUMÄNIEN: Einwohner: 22,5 Millionen; Fläche: 238.400 km²; BIP/Kopf (1998): 1.500 Euro; Inflation (1999): 45,8%; Leistungsbilanz (1998): minus 2.658 Mill. Euro.

Slowakei

Der für heuer angestrebte Beitritt zur OECD hat das Reformtempo erheblich erhöht. Die makroökonomische Situation bleibt allerdings gespannt, das Leistungsbilanzdefizit 1998 betrug 10,1%. Die

geplanten Privatisierungen im "strategischen Bereich" (Energieversorgung, öffentlicher Transport, Telekommunikation und Gesundheitswesen) werden für zusätzliche Kapitalzuflüsse aus dem Ausland

sorgen.

Die wichtigsten österreichischen Exportwaren sind Maschinen und elektrische Geräte (Heiz- und Kühlanlagen, Büro- und EDV-Maschinen), Textilien, Arzneiwaren und Kunststoffe bzw. Kunststoffwaren. Dazu

ist Österreich der zweitgrößte ausländische Investor (250 Mill. Euro 1998) hinter Deutschland. Die wichtigsten österreichischen Importwaren sind Holz, Kalk, Zementbaustoffe, Bleche und Aluminium und

Pkw.

SLOWAKEI: Einwohner: 5,4 Millionen; Fläche: 49.030 km²; BIP/Kopf (1998): 3.400 Euro; Inflation (1999): 10,5%; Leistungsbilanz (1998): minus 1.839 Mill. Euro.