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Wifo-Chef Aiginger und IHS-Chef Keuschnigg warnen vor Wahlzuckerln.
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Wien. Die Stimmung in ganz Europa und in Österreich sei ins Positive gekippt, sagte Wifo-Chef Karl Aiginger am Donnerstag bei der Präsentation des Konjunkturausblicks für 2013 mit dem Leiter des Instituts für höhere Studien (IHS), Christian Keuschnigg. Die Konjunktur habe im vierten Quartal dieses Jahres den Tiefpunkt erreicht, ab 2013 gibt es eine Erholung und ab Mitte 2013 eine beschleunigte Aufwärtsbewegung, sind sich die Wirtschaftsforscher einig. Im kommenden Jahr soll Österreichs Wirtschaft um 0,8 Prozent (IHS) beziehungsweise 1 Prozent (Wifo) wachsen. 2014 soll das Wachstum auf 1,8 Prozent klettern. Wachstumsraten jenseits der 2 oder 2,5 Prozent seien aber auch nach der Krise unrealistisch. Heuer liegt das BIP-Wachstum bei 0,6 bis 0,7 Prozent.
Risiken sehen die beiden Ökonomen immer noch in der Eurozone und im internationalen Umfeld. Aber auch von da kamen positive Meldungen: Die US-amerikanische Wirtschaft hat ihr Wachstum im dritten Quartal dieses Jahres mehr als verdoppelt, das Bruttoinlandsprodukt stieg um 3,1 Prozent. Und die deutsche Wirtschaft soll laut DIW im nächsten Jahr wieder zügig an Fahrt aufnehmen, im letzten Quartal des heurigen Jahres erwarten die DIW-Forscher aber noch ein Schrumpfen der deutschen Wirtschaft um 0,3 Prozent.
Das IHS registriert vor allem in der Bauwirtschaft eine Belebung und auch die Exporte sollen schon ab 2013 wieder eine Belebung erfahren. Vor allem die Nachfrage aus Drittländern an heimischen Waren und Dienstleistungen soll sich laut Wifo verbessern. Mit Nachfrageimpulsen aus dem Euroraum ist laut Wifo erst mittelfristig wieder zu rechnen. Konjunkturpakete seien aber dennoch nicht erforderlich, betonte Keuschnigg. Die Regierung solle lieber am Ziel eines Schuldenabbaus festhalten.
Angesichts des "Superwahljahres" 2013 warnen Aiginger und Keuschnigg die Politik vor budgetären "Wahlzuckerln". Aiginger meint damit die Bedienung einer "bestimmten Klientel, die laut schreit", ohne dass es sich dabei um sinnvolle Zukunftsinvestitionen handelt. Man sollte solchen "Versuchungen nicht erliegen", sagte Keuschnigg dazu.
Trotz neuer Beschäftigungsrekorde und obwohl der Arbeitsmarkt "eine österreichische Erfolgsstory ist" (Keuschnigg), wird sich die Arbeitslosigkeit befestigen, sagte Aiginger. Die Arbeitslosenquote wird leicht steigen und 2013 und 2014 hoch bleiben - laut Eurostat-Definition bei 4,6 Prozent (nach heuer 4,3 Prozent). Seit der Krise wurden in Österreich zwar laut Wifo 150.000 Jobs geschaffen, dennoch dürfte es 2013/14 im Jahresschnitt gut 280.000 Arbeitslose geben, mit Schulungen sogar 350.000.
Österreich müsse danach trachten, dass der Arbeitsmarkt für künftige Konjunkturabschwächungen "robuster" dasteht, verlangte Keuschnigg und riet zu mehr F&E-Aktivitäten sowie einer besseren Eigenkapitalausstattung der Firmen. Aiginger sagte, wenn 50 Prozent der heimischen Wirtschaftsleistung durch den Staat umdirigiert würden, müsse mehr Platz für Zukunftsinvestitionen sein: "Wenn 25 Prozent nach der Schule nicht richtig lesen können, ist das die wahre Katastrophe."
Proteste gab es am Donnerstag seitens der Gewerkschaft Bau-Holz: 20.000 Bauarbeiter seien vor Weihnachten in die Arbeitslosigkeit geschickt worden - obwohl diese Resturlaub stehen hätten.