Zum Hauptinhalt springen

Österreichs Milchbauern bündeln ihre Kräfte

Von Rainald Edel

Wirtschaft

Landwirtschaftskammer warnt vor Bumerang-Effekt. | Wien. Durch die Verknappung des internationalen Angebots haben die Regalpreise für Milch in den letzten Monaten deutlich angezogen. Doch an die Bauern wurden diese Preissteigerungen nur teilweise und sehr zögerlich weitergegeben. Der Verein Interessensgemeinschaft (IG)-Milch, bekannt durch seine Initiative "Faire Milch", sieht auf Grund der Marktlage gute Chancen für die Bauern, eine bessere Bezahlung der Milch bei den Molkereien durchzusetzen.


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 17 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

"Während es die Landwirte im Einkauf durchaus verstanden, sich durch Gemeinschaften bessere Bedingungen zu verschaffen, ist dies beim Verkauf der Milch bisher unterblieben", erklärt Ewald Grünzweil, Obmann der IG Milch, gegenüber der "Wiener Zeitung". Die Abnahme der Milch ist derzeit durch Einzelverträge der Landwirte mit den Molkereien geregelt. "Um am heimischen Milchmarkt eine fundierte Verhandlungsposition zu erreichen, versucht die IG-Milch mittelfristig rund 20 Prozent der derzeitigen österreichischen Jahresmilchleistung von nicht ganz 600 Millionen Liter zu kontrollieren", erklärt Grünzweil.

Durch die so erhaltene Marktmacht hofft die IG-Milch gegenüber den Molkereien zwei Forderungen durchzusetzen: Eine Gleichbehandlung aller Milchbauern durch die Molkereien (derzeit bekommen Landwirte, die ein größeres Kontingent liefern, von einigen Molkereien einen extra Bonus ausbezahlt) und eine generelle Erhöhung des österreichischen Durchschnittspreises von derzeit knapp über 30 Cent um fünf Cent. Möchte die IG-Milch schon 2008 als Marktmacht auftreten, wäre allerdings Eile geboten, da die Landwirte ihre Milchlieferverträge mit den Molkereien bis spätestens Ende Februar kündigen müssten.

Separatismus bei Fleisch

Mitte November wurde nach dem Vorbild der IG-Milch, mit der es derzeit auch personelle Verflechtungen gibt, die IG-Fleisch gegründet. Dieser Verein möchte die Interessen seiner Mitglieder - sämtliche Fleischproduzenten inklusive Fischzüchter und Wildtierhalter - ebenfalls abseits traditioneller Organisationen vertreten. Dieser Separatismus forderte aber schon bei der Gründung sein erstes Opfer. IG-Fleisch-Obmann Leo Steinbichler musste seinen Hut als Landwirtschaftskammer-Obmann im Bezirk Vöcklabruck nehmen.

Schuss könnte nach hinten losgehen

Kritisch steht man den IG-Milch-Initiativen seitens der Landwirtschaftskammer gegenüber. "Grundsätzlich schadet ein wenig mehr Wettbewerb dem Milchgeschäft nicht", erklärt Adolf Marksteiner von der Landwirtschaftskammer Österreich. Er warnt allerdings davor, dass eine Provokation des Marktes den Bauern auch auf den Kopf fallen könnte. "Es gibt bereits Anzeichen, dass sich die Milchversorgungslage auf dem Weltmarkt wieder erholt", so Marksteiner.

Sollten dadurch die Preise sinken, würden sich die Molkereien als erstes der teuersten Lieferanten entledigen, und die Bauern müssten jeden noch so ungünstigen Preis akzeptieren, damit sie ihre Milch doch noch losschlagen können.