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Verstärkter Standortwettbewerb. | Alpbach. Der verstärkte Standortwettbewerb zwischen den Nationalstaaten ist eines der zentralen Themen bei den diesjährigen Alpbacher Wirtschaftsgesprächen, die noch bis heute, Freitag, andauern. Jeder Staat sei bestrebt, Kapital und Unternehmen an sich zu ziehen. "Der deutlichste Druck geht von Lohndifferenzen aus", sagte der Chef des Instituts für Höhere Studien (IHS), Bernhard Felderer. In China etwa machten die Lohnstückkosten nur rund 10%, in Teilbereichen nur 5% des österreichischen Niveaus aus.
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Aber auch die steuerliche Situation eines Landes sei ein wichtiges Kriterium für Niederlassungsentscheidungen. Felderer verwies darauf, dass bereits in neun Ländern Mittel- und Osteuropas die Flat Tax - ein einheitlicher Satz, der das progressive Steuersystem mit seinen Steuerstufen ersetzt - Realität ist. Felderer sieht aus diesem Gesichtspunkt Handlungsbedarf für Österreich: "Ich würde mich nicht wundern, wenn wir in der nächsten Legislaturperiode eine neue Unternehmenssteuerreform haben." Hierzulande wurde die Körperschaftsteuer zuletzt von 34% auf 25% gesenkt.
Osteuropa ist "sehr ernst zu nehmen"
Auch Helmut Draxler, Chef des RHI-Industriekonzerns, sieht die Flat Tax als Grund, Osteuropa als Produktionsstandort "sehr ernst" zu nehmen. "Aus der Sicht eines globalen Unternehmens" sei neben Energiekosten und Umweltschutzgesetzen auch das Ausbildungsniveau entscheidend im Standortwettbewerb. In Österreich würden sich zwar 85,3% der Jugendlichen nach der Pflichtschule weiterbilden, aber "wir bekommen in Osteuropa zum Teil zweisprachige Facharbeiter." Österreich bringe auch zuwenig Abgänger technischer Studien hervor.
Die Globalisierung dürfe nicht zu einem Wettlauf um die Absenkung von Standards (Löhne, Sozialleistungen) auf ein Minimum führen, betonte Roland Schneider, Senior Policy Advisor beim Trade Union Advisory Committee (TUAC), einem gewerkschaftlichen Beratungskomitee bei der OECD. "Wir wollen keinen weltweit einheitlichen Mindestlohn, aber Spielregeln, die die Interessen der Arbeitnehmer berücksichtigen".
Reinhold Mitterlehner, Generalsekretär-Stellvertreter der WKÖ, sieht im Managementansatz des Corporate Social Responsibility (CSR) eine "wichtige, wenn auch nicht die einzige Antwort" auf die Globalisierung. Ausschlaggebend sei die Freiwilligkeit, denn die Unternehmen würden nur Mindeststandards erfüllen, wenn CSR gesetzlich geregelt wäre.