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Österreichs Nobelpreis

Von Eva Stanzl

Wissen

Spitzen-Nachwuchsforscherinnen im "Start"-Programm. | Bund vergibt Preisgelder von 8,5 Millionen Euro. | Wien. Wolfgang Lutz geht in seiner Arbeit auf. Bereits im Alter von 15 Jahren war er entschlossen, Demograph zu werden. Anlass war die "Club of Rome"- Studie "Die Grenzen des Wachstums". Gerhart Bruckmann, Statistiker und "Club of Rome"-Mitglied, hatte einen Vortrag über diese Szenarien in Wien gehalten, den Lutz Vater, ein Historiker, gehört hatte. "Ich hielt den Inhalt für die größte Herausforderung der Zukunft", erklärt der freundlich-zurückhaltende Professor für Sozialstatistik seine Motivation, "die kleine wissenschaftliche Disziplin, die ich vertrete", zu seinem Beruf zu machen.


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Heute ist der 53-Jährige Direktor des Vienna Institute of Demography der Akademie der Wissenschaften (ÖAW). Am Montag wurde ihm der Wittgenstein-Preis verliehen - Österreichs höchstdotierter und prestigeträchtigster Wissenschaftspreis.

"Von null auf 100" sei die Demographie in Österreich in den vergangenen 25 Jahren durchgestartet, sagte er bei der Bekanntgabe der Preisträger am Montag. Heute würden in Wien 70 bis 80 Forscher auf diesem Gebiet arbeiten, so Lutz. Es sollen noch mehr werden. Mit dem Preisgeld von 1,5 Millionen Euro sowie den mit 2,5 Millionen Euro dotierten "Advanced Grant" des EU-Forschungsrats, der Lutz 2008 zuerkannt wurde, will er ein "Research Center for International Human Capital" gründen, das von der ÖAW, der Wirtschaftsuni und dem International Institute for Applied Systems Analysis (IIASA) in Laxenburg getragen werden soll. Forschungsgegenstand sind interdisziplinäre Bevölkerungswissenschaften.

"Die Demographie dreht sich nicht bloß um Geld, das etwa eine alternde Bevölkerung kostet", sagt er zur "Wiener Zeitung". Sondern dazu zählen auch die Zusammenhänge mit Bildung und Demokratie. Etwa konnte Lutz in einem empirischen Vergleich von 120 Ländern nachweisen, dass die Qualität der Bildung der zentrale Motor für den Wohlstand einer Gesellschaft ist, jedoch Exzellenz ihr nur dann gut tue, wenn auch die Masse adäquat ausgebildet sei.

Der Wittgenstein-Preis wird seit 1996 durch den Wissenschaftsfonds vergeben und durch das Wissenschaftsministerium finanziert. Der Preisträger wird für seine wissenschaftliche Arbeit nominiert. Er bekommt bis zu 1,5 Millionen Euro für fünf Jahre für intendierte Forschung.

Forscher der Zukunft

Neben dem Wittgenstein-Preis wurden sechs Spitzen-Nachwuchsforscherinnen und -forscher aus 45 Bewerbungen in das "Start"-Programm aufgenommen. Die Auszeichnung ist die höchstdotierte Förderung für Nachwuchsforscher, die aufgrund ihrer geleisteten wissenschaftlichen Arbeit die Chance erhalten sollen, in den nächsten sechs Jahren finanziell abgesichert ihre Forschungsarbeiten zu planen.

Die "Start"-Preise sind mit jeweils bis zu 1,2 Mio. Euro dotiert. Die Preisträger sind heuer Julius Brennecke (Institut für Molekulare Biotechnologie in Wien), Barbara Horejs (Österreichisches Archäologisches Institut), Barbara Kraus (Institut für Theoretische Physik, Uni Innsbruck), Melanie Malzahn (Institut für Sprachwissenschaft, Uni Wien), Florian Schreck (Institut für Quantenoptik und Quanteninformation) und Bojan Zagrovic (Max F. Perutz Laboratories, Uni Wien).

Siehe auch:Porträt Barbara Horejs