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Österreichs Papierindustrie droht eine Zerreißprobe

Von Stefan Melichar

Wirtschaft

Sorge wegen neuer EU-Umweltauflagen. | Konjunkturtief könnte rasch zu Stilllegungen führen. | Mondsee. Auf die heimische Papierindustrie kommen schwierige Zeiten zu. Der Umweltausschuss des EU-Parlaments hat sich am Dienstag dafür ausgesprochen, Industriebetriebe ab 2013 verstärkt in den Handel mit CO2-Zertifikaten einzubeziehen (siehe Artikel oben). Außerdem dürfte der drohende Konjunktureinbruch alles andere als spurlos an den ohnehin unter Druck stehenden österreichischen Papiererzeugern vorüberziehen. Branchenvertreter schließen Stilllegungen von Produktionslinien oder sogar Werksschließungen nicht aus.


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Hohe Rohstoffkosten

Bei der Vereinigung der Österreichischen Papierindustrie, Austropapier, sieht man das Ergebnis des Umweltausschusses als wichtige Vorentscheidung. Laut Austropapier-Präsident Wolfgang Pfarl könnte die Pflicht zum umfangreichen Zukauf von Emissionsrechten die heimischen Standorte geschätzte 70 Mio. Euro im Jahr kosten. Damit wäre, so Pfarl, der Großteil der erzielten Gewinne weg, und die ausländischen Konzernmütter würden dringend nötige Investitionen wohl noch länger aufschieben. Zwar versuchen die Papierhersteller, sich in eine Ausnahmeregelung der EU für besonders energieintensive Branchen hinein zu reklamieren. Doch selbst wenn das gelingt, befürchtet man bei Austropapier direkte und indirekte Belastungen aus dem Emissionshandel.

Dabei droht der Papierindustrie ohnehin eine Zerreißprobe: "Der Papierverbrauch wächst bei weitem nicht mehr so wie früher", meint Pfarl. Dies könnte sich verschlimmern, wenn in einem Konjunkturtief der Privatkonsum und die Werbeausgaben zurückgehen. Verschärft werde die Lage durch starken Wettbewerbsdruck aus Asien, Überkapazitäten und hohe Rohstoffkosten.

Von Juli 2007 bis Juni 2008 haben die heimischen Standorte die Produktion von Papier, Karton und Pappe um 1,2 Prozent und den Umsatz um 4,2 Prozent steigern können. Dies dürfte im Gesamtjahr 2008 ähnlich ausfallen, so Pfarl bei einer Presseveranstaltung in der oberösterreichischen Gemeinde Mondsee.