Zum Hauptinhalt springen

Österreichs Weinbauern wollen den tschechischen Markt erobern

Von Alexandra Klausmann, Prag

Wirtschaft

Die Tschechen, traditionell ein Volk von Biertrinkern, entdecken immer mehr die Vorzüge des Weins. Auch für Österreichs Winzer tut sich ein neuer Markt auf.


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 19 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Revolution der tschechischen Trinkgewohnheiten: Im traditionellen Bierland wird Wein immer beliebter. Während der Bierverbrauch im vergangenen Jahr um 303 000 Hektoliter auf 16,1 Millionen Hektoliter zurückging, entdecken immer mehr Tschechen den Rebensaft für sich. Knapp 17 Liter davon trank, so die Statistik, jeder Tscheche im Jahr 2003. Experten erwarten, dass in Zukunft immer mehr Tschechen vom kühlen Blonden auf spritzigen Weissen oder würzigen Roten umschwenken werden.

60 Prozent Importe

Im Nachbarland tut sich langsam aber sicher ein vielversprechender Markt auf, denn Importweine haben in Tschechien einen Marktanteil von 60 Prozent. Im vergangenen Jahr wurden 1,188 Millionen Hektoliter Wein importiert, ganze fünfzehn Prozent mehr als 2003. Auch die Struktur des Weinimports hat sich in Tschechien in den letzten Jahren geändert. Anstelle von billigem Tafelwein oder Fasswein wird hier immer mehr Qualitätswein importiert. Gute Chancen also für österreichische Winzer. Vor allem kleine und mittelständische Weingüter schicken sich an, in Tschechien um Marktanteile zu kämpfen. Mit der EU Osterweiterung ist Tschechien gerade für sie ein attraktiver Markt geworden. "Früher waren die Zollbarrieren für uns unüberwindbar, jetzt ist alles einfacher", sagt Clemens Haydn von der Winzergenossenschaft Pannobile aus der Region Neusiedlersee. "Unsere Genossenschaft vereint seit 2004 neun Winzer. Zusammen können wir uns im Ausland, also auch in Tschechien, besser durchsetzen", meint Haydn.

Österreichischer Wein ist zwar schon seit langem auf dem tschechischen Markt präsent, nicht aber im Bewusstsein der Konsumenten. Denn es wird vor allem billiger Fasswein nach Tschechien exportiert, wo er mit anderen Weinen vermischt zu Tafelwein oder Sekt wird. "Im vergangenen Jahr haben wir fünf Millionen Liter Wein nach Tschechien exportiert", sagt Michael Thurner, Geschäftsführer der Österreichischen Weinmarketingservice GmbH. Jetzt geht es aber nicht darum, nur einen Markt zu versorgen, sondern österreichischen Wein als Marke durchzusetzen.

Chancen für edlere Tropfen

Dabei will man sich vor allem in den höheren Preissegmenten und Restaurants, Vinotheken oder dem gehobenen Fachhandel etablieren. "In den niederen Preisklassen sind wir nicht konkurrenzfähig, weil wir viel höhere Produktionskosten haben als zum Beispiel die Spanier", sagt Markus Altenburger vom Weingut Schloss Halbturn im Burgenland. Das mittelständische Weingut führt die Hälfte seiner Jahresproduktion von 350 000 Flaschen aus. "In Zukunft erwarten wir jedoch einen Exportanteil von 60 bis 70 Prozent, denn der österreichische Markt ist bald gesättigt", glaubt Altenburger.

In ihrer Suche nach neuen Absatzmärkten in Tschechien setzen Österreichs Winzer auf traditionelle Sorten: Riesling, Grüner Veltliner, Blaufränkischer oder Zweigeltrebe. "Österreichischer Wein ist dem tschechischen sehr ähnlich. Deshalb betrachten wir ihn auch nicht als direkte Konkurrenz. Unser Ziel sind eher Marktanteile, die hier von anderen Importweinen gehalten werden", erklärt Thurner. Mährische Winzer fühlen sich von der Konkurrenz des Nachbarn nicht bedroht. Selbstbewusst gegenüber österreichischem Wein gibt sich Milan Rajnoch, Dekan der Hochschule für Gartenbau in Lednice. "Unsere Weingüter sind konkurrenzfähig und haben alle Voraussetzungen, um gegenüber dem österreichischen Wein zu bestehen".