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Österreichs Wirtschaft muss sich mit dem schwachen Dollar "arrangieren"

Von Stefan Melichar

Wirtschaft

Wirtschaftskammer ist "vorsichtig optimistisch". | Neue Alarmsignale aus den USA. | Wien. Nach einem Jahr der Rekorde bleibt der Euro-Dollar-Wechselkurs weit entfernt vom Niveau der Vergangenheit. Derzeit ist ein Euro rund 1,47 US-Dollar wert. Anfang 2007 waren es lediglich 1,32 Dollar. Leidtragende dieser Kursentwicklung ist in erster Linie die Exportwirtschaft.


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Laut Christoph Schneider von der Wirtschaftskammer Österreich (WKO) sind die heimischen Exporteure gleich doppelt betroffen: Einerseits schwinden die Gewinnspannen bei Direktausfuhren in den Dollarraum. Europäische Unternehmen scheuen sich nämlich davor, Exportpreise im selben Maß anzuheben wie der Euro-Wert steigt, um die Nachfrage nicht zu gefährden. Andererseits wächst die weltweite Konkurrenz durch - aufgrund des schwachen Dollars billigere - Lieferanten aus den USA sowie aus Ländern Asiens und Südamerikas mit starker Bindung an die US-Währung.

Strategie-Anpassungen

Für Schneider ist eine "Schmerzgrenze" erreicht. Die heimische Wirtschaft müsse sich nun damit "arrangieren". Ohne Strategie-Anpassungen hätte es bereits einen Abbau von Stellen gegeben, ist Schneider überzeugt. Österreichische Großunternehmen würden nun ihrerseits verstärkt auf billigere Zulieferer aus dem Dollar-Raum setzen. Bei kleinen Exporteuren, die in Marktnischen tätig sind, sei angesichts des wachsenden globalen Wettbewerbs vor allem die Innovationskraft gefordert.

Schneider ist vorsichtig optimistisch, was die weitere Entwicklung des Euro-Dollar-Kurses angeht. Auf Werte wie vor einem Jahr werde dieser aber länger nicht zurückgehen. Das sehen die Analysten heimischer Banken ähnlich: Peter Brezinschek von der Raiffeisen Zentralbank rechnet damit, dass der Dollar im ersten Halbjahr 2008 noch einmal stärker unter Druck kommt. Michael Rottmann von UniCredit Markets & Investment Banking (Bank Austria) glaubt, dass die Marke von 1,50 Dollar je Euro übertroffen wird.

Gründe dafür könnten die anhaltende Nervosität an den Finanzmärkten und weitere Zinssenkungen der US-Notenbank Fed sein. Letztere hält neue Zinsschritte für notwendig, sollte sich das Wirtschaftswachstum in den USA stark abbremsen. Erste Alarmsignale deuten in diese Richtung: Der wichtigste Einkaufsmanagerindex der US-Industrie sank im Dezember auf den niedrigsten Wert seit April 2003. Weniger als die Hälfte der befragten Manager rechnet mit besseren Geschäften.