Zum Hauptinhalt springen

Österreichs Wirtschaft schielt wieder nach Teheran

Von Arian Faal

Wirtschaft

2014 soll die Wirtschaftsachse Teheran-Wien wiederbelebt werden.


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 10 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

"Es geht wieder los. Die österreichischen Firmen stehen Schlange bei uns. Täglich klingeln die Telefone und die Europäer wollen neue Geschäfte abschließen und wieder bei uns investieren. Das ist gut so, denn wir brauchen die Aufträge und vor allem die Österreicher wissen, dass der Iran ein Zukunftsmarkt ist", resümiert ein iranischer "Bazari" (Handelstreibender) im Gespräch mit der "Wiener Zeitung". Tatsächlich scheint nach der achtjährigen diplomatischen und wirtschaftlichen Eiszeit unter dem Hardliner-Präsidenten Mahmoud Ahmadinejad wieder Bewegung in die Wirtschaftsachse Teheran-Wien gekommen zu sein. Gleich mehrere politische und wirtschaftliche Delegationen waren in den vergangenen acht Wochen im schiitischen Golfstaat, um zu sondieren, welche Aussichten sich für österreichische Firmen nach der Wahl von Hassan Rohani im August dieses Jahres zum siebenten Präsidenten bieten. Der ehemalige Staatssekretär im Außenamt und jetzige ÖVP-Klubobmann Reinhold Lopatka ist einer von jenen, die sich nach Teheran begaben.

Euphorie nach

Genfer Abkommen

Der Schwung wird durch jene Euphorie bestärkt, die sich seit dem 24. November, jenem Tag, an dem der Westen sich mit dem Iran auf ein Zwischenabkommen im Atomstreit geeinigt hatte, breitmacht. Zudem ist die vorsichtige Annäherung zwischen Washington und Teheran das Sahnehäubchen der neuen Wirtschaftsambitionen. Nun hoffen nicht nur die Perser, sondern auch die Österreicher, dass 2014 das große Jahr der Rückkehr der EU-Investitionen im Iran sein wird. Österreichs Wirtschaft schielt jedenfalls schon jetzt nach Teheran. Wirtschaftskammer-Vizepräsident Richard Schenz, der kürzlich ebenfalls mit einer mehrköpfigen Delegation in Teheran weilte (siehe Interview), klang laut iranischen Medien sehr optimistisch. Der Iran habe großes Potenzial für Handel und Investitionen. Man sollte ihn daher als "bedeutende Alternative" in der Region in Betracht ziehen.

Das tun auch die heimische OMV und die AUA. Sie sondieren ihr stillgelegtes Iran-Geschäft neu. Nach dem 2013 endgültig begrabenen Nabucco-Pipeline-Projekt, das den Bau einer Erdgas-Pipeline vorsah, die von der türkisch-bulgarischen Grenze bis in das österreichische Baumgarten führen sollte, gibt man sich seitens der OMV zwar auf Anfrage der "Wiener Zeitung" bedeckt. Doch es ist aus Sicht eines führenden Energiekonzerns klar, dass ein großer Player im Bereich der fossilen Rohstoffe, wie der Iran, unter genauer Beobachtung des Energiekonzerns liegt. "Der politische Dialog mit dem Iran ist begrüßenswert. Für eine endgültige Bewertung der Lage ist es noch zu früh", so ein Unternehmenssprecher.

AUA liebäugelt mit

erneuten Teheran-Flügen

Etwas aussagefreudiger zeigt sich hier schon AUA-Pressesprecherin Sandra Bijelic. Es sei bedauerlich, dass man die einst lukrative Strecke Wien-Teheran mit 13. Jänner 2013 wegen der wirtschaftlichen Gegebenheiten vor Ort, also wegen der galoppierenden Inflation im Iran, aussetzen musste. Auf die Frage, ob es 2014 wieder AUA-Flüge in die iranische Hauptstadt geben werde, meinte sie, dass es die AUA sehr begrüßen würde, wenn die wirtschaftspolitische Lage im Iran es zulassen würde, diese Strecke wieder aufzunehmen. Sollte dies der Fall sein, dann wird die Verbindung wieder im Sommerflugplan, der mit 30. März 2014 in Kraft tritt, zu finden sein und in das Streckennetz eingegliedert, so Bijelic. All diesen wirtschaftlichen Ambitionen wird ein politischer Nährboden bereitet. 2014 soll es möglichst bald zu einem erneuten Treffen zwischen dem österreichischen Bundespräsidenten Heinz Fischer und seinem iranischen Kollegen Hassan Rohani bzw. zwischen den beiden Außenministern Sebastian Kurz und Mohammad Javad Zarif kommen. Eines steht fest: Österreich will nach einer möglichen Rehabilitierung der Islamischen Republik auf dem internationalen Parkett möglichst eines jener Länder sein, die am Wirtschaftskuchen mitnaschen.