)
Umweltanlagen von Marokko bis nach Jordanien. | Wüstenstrom aus der Sahara: Zulieferer profitieren vom Projekt "Desertec". | Casablanca/Wien. Trinkwasser aus 4000 Metern Tiefe: In einer Oase in der algerischen Provinz Ouargla wird es zu Tage gefördert. Doch mit dem Abpumpen des Trinkwassers steigt der Spiegel des nur 70 Meter tief liegenden salzigen Grundwassers, was die Pflanzenwelt schädigt.
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 15 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Der heimische Baukonzern Strabag baut daher über seine Tochter Dyvidag einen Kanal, der das überschüssige Salzwasser in die Sahara leitet. "Österreichische Wasseraufbereiter haben an die 25 Anlagen in Algerien gebaut", sagt Ulrike Straka, Österreichs Handelsdelegierte für Algerien und Tunesien.
"Spätestens seitdem sich die Wirtschaftskrise über Osteuropa gelegt hat, steigt das Bewusstsein für neue Wachstumsmärkte. Der maghrebinische Raum spürt die Krise eher wenig, es gibt eine junge Bevölkerung, die gut leben will und die es gilt zu bedienen", sagt Manfred Schmid, Österreichs Handelsdelegierter in Casablanca.
Einst hatten die heimischen Banken mit ihrer Osteuropa-Expansion den richtigen Riecher. Nun könnten die Umwelttechnologen Österreich neues Wachstum bringen. Denn nicht nur die Wasseraufbereiter sind auf dem wachsenden Umweltmarkt in Ländern wie Algerien, Marokko, Tunesien, Libyen oder Syrien gefordert.
Klimaschutz und Ölpreis
Verschmutzte Küsten, ausgebeutete Wasserressourcen und fehlende Müllentsorgung werden angesichts weltweiter Klimaschutz-Bemühungen zunehmend zum Problem. Unter dem Druck der Preisentwicklung fossiler Brennstoffe 2008 verstärkten die Wüstenstaaten zudem ihre Bemühungen um erneuerbare Energiequellen.
Zwar treten die heimischen Umwelttechnik-Firmen hier gegen Platzhirsche wie Spanien und Frankreich sowie die im Bereich Umwelttechnik führenden Länder Deutschland und Dänemark an. Dennoch ortet die Wirtschaftskammer Potenzial für heimische Betriebe in den Wüstenstaaten und initiiert daher im März eine Wirtschaftsmission. Auch das Umweltministerium setzt einen Schwerpunkt in seiner Exportoffensive, wie Umweltminister Niki Berlakovich jüngst anlässlich der Eröffnung der Branchen- Messe Envietech in Wien betonte. Laut Wirtschaftsministerium gibt es rund 350 heimische Firmen im Umweltsektor.
Starker Rückenwind
Erneuerbare Energie kann in der Wüste zu marktfähigen Preisen hergestellt werden. In Österreich wird der Einspeistarif für die Produktion von Energie aus Sonne, Biomasse oder Windkraft quersubventioniert, weil sie sonst nicht rentabel wäre. An der marokkanischen Küste gibt es hingegen Zonen mit einem Windaufkommen von über acht Meter pro Sekunde, was den Strom konkurrenzfähig macht. Marokko, das derzeit noch zu 97 Prozent von Energieimporten abhängig ist, plant, Windenergie zu exportieren.
Rückenwind verschafft das Wüstenstrom-Projekt Desertec, das bis 2050 Investitionen von rund 400 Milliarden Euro für den Bau von Solarkraftwerken in der Sahara vorsieht. Die Anlagen sollen rund 15 Prozent des Strombedarfs von Westeuropa decken. Kritiker hatten in der Vergangenheit die Umsetzbarkeit des Projekts in Zweifel gezogen aufgrund von zu hohen Leitungsverlusten beim Transport. Mit einer neuen "Hochspannungsgleichstrom-Übertragungstechnologie" könne Strom aber nunmehr über 1000 Kilometer mit einem Leitungsverlust von nur drei Prozent geliefert werden, so Schmid.
Hier könnten sich heimische Firmen als Sublieferanten einbringen, etwa Fronius. Das Unternehmen sei mittlerweile Weltmarktführer im Bereich Gleichstromwechsler. "Solarenergie wird in Gleichstrom hergestellt, der in Wechselstrom umgewandelt werden muss, um in Haushalten verwendet werden zu können", erklärt Schmid.
Wie wichtig die Expansion der Energiewirtschaft der Bundesregierung ist, zeigt auch der Besuch von Jordaniens Umweltministers Hazem Malhas letzte Woche in Wien. Nachdem er jüngst ein Memorandum zur Zusammenarbeit mit Österreich unterzeichnet hatte, kam er nun, um Geschäfte im Bereich Abfallentsorgung anzubahnen.