Probleme bei der Finanzierung verzögern Projekte. | Einkaufszentren in Österreich auf Umbau konzentriert. | Wien. Die Shoppingcenter-Bauflut in Osteuropa hat mit der Wirtschaftskrise ein Ende gefunden. "In den letzten Jahren sind Einkaufszentren in Osteuropa wie Pilze aus dem Boden geschossen. Viele davon stehen heute leer oder haben keine Mieter gefunden", sagt Wolfgang Richter, geschäftsführender Gesellschafter des Beratungsunternehmens Regioplan.
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"Reinigendes Gewitter"
800 Einkaufscenterprojekte seien derzeit in Osteuropa bekannt, davon alleine 300 in Russland. Realisiert werde nur die Hälfte, schätzt Regioplan. Bei den meisten hakt es bei der Finanzierung. "Nach großen Umsatzeinbrüchen zögern außerdem viele Händler, bevor sie sich in neuen Centern einmieten", sagt Richter. Viele Bauprojekte wurden daher um zwei Jahre verschoben. "Nur zehn Prozent der Projekte sind aber wegen der Krise definitiv gestorben", betont Regioplan-Pressesprecherin Rita Kremsner.
Die CEE-Länder bleiben aber weiter ein Hoffnungsmarkt für Shoppingcenter-Betreiber. Richter spricht von einem "reinigenden Gewitter": "Die Einkaufszentren-Entwicklung in Osteuropa war in den letzten Jahren überhitzt. In Zukunft wird man vorsichtiger an die Sache herangehen und die Center stärker auf den Bedarf ausrichten."
Auf österreichische Einkaufszentren-Projekte habe die Krise wenig Auswirkungen, meint Richter: "Die Entwicklung bei neuen Centern und Verkaufsflächen war in den letzten Jahren stabil, daher sind auch jetzt keine großen Einschnitte zu erwarten." Derzeit gibt es in Österreich 136 Shoppingcenter, im letzten Jahr kamen sechs neue dazu.
Die Top 100 verfügen insgesamt über 1,8 Mio. Quadratmeter Verkaufsfläche. Während diese im langjährigen Vergleich jedes Jahr um zwei bis sechs Prozent gegenüber dem Vorjahr gestiegen war, war es 2008 nur mehr ein Prozent. Derzeit sind in Österreich 46 Einkaufscenterprojekte bekannt, davon 13 Umbauten oder Erweiterungen. "Einige Projekte davon sind aber Dauerbrenner, wurden nie realisiert", spielt Richter auf Projekte wie den von Frank Stronach geplanten Bau eines Fußballstadions mit Einkaufszentrum in Wien-Rothneusiedl an.
Schlimmste nicht vorbei
Bauvorhaben wie die Einkaufszentren am Westbahnhof oder am Zentralbahnhof in Wien sind jedoch auf Schiene. Zu den neueren Projekten zählen ein Center in Gerasdorf bei Wien, das im Herbst 2011 eröffnen soll, und die City Arkaden in Graz, die sich noch in der Planung befinden.
Die Konkurrenzsituation der Einkaufszentren wird sich zuspitzen. "Zusperren wird aber kein Center", beruhigt Richter. Stehen Teile von Zentren leer, werden einzelne Geschoße oft als Freizeitzentren genutzt oder an Fitnessstudios vermietet. Um für Kunden und Mieter attraktiv zu bleiben, konzentrieren sich die Betreiber nun aufs Renovieren und Erweitern. Denn 70 Prozent von Österreichs Einkaufszentren sind älter als zehn Jahre, über 40 Prozent älter als 20 Jahre.
Kräftig investiert dabei der größte europäische Immobilienkonzern Unibail-Rodamco, der für Shopping City Süd (SCS), Donauzentrum und Südpark in Graz verantwortlich ist. Derzeit wird das Donauzentrum um 150 Mio. Euro aus- und umgebaut, 2011 startet der Umbau für die SCS.
Markus Pichler, Managing Director Austria von Unibail-Rodamco, erwartet ein krisenbedingt schwieriges zweites Halbjahr 2009 und Gesamtjahr 2010 für den Einzelhandel: "Wir haben das Schlimmste noch nicht überstanden."
Die Besucherfrequenz in den von ihm betreuten Centern sei zwar stabil. Worst Case-Szenario sei aber, wenn die Konsumenten ihre Arbeit verlieren und weniger ausgeben können. "Ich hoffe, dass keine spanischen Verhältnisse eintreten", so Pichler.