EU-25 ist besser als viele glauben. | Verheugen: Erweiterung garantiert Wachstum. | Wien. Europa solle aufhören sich selbst schlecht zu reden, hieß es unisono von Günter Verheugen, Vizepräsident der Europäischen Kommission, und Herbert Stepic, CEO von Raiffeisen International, bei einem Symposium des Berater-Unternehmens Roland Berger: Die EU-25 ist heute mit einem realen BIP von 11.173 Milliarden Euro (Quelle: Economist Intelligence Unit) der größte Wirtschaftsraum der Welt (USA: 10.450 Mrd. Euro), und auch bei den Exporten liegt die EU an erster Stelle.
Einzig das Wirtschaftswachstum hinke seit Jahren hinterher, doch Abhilfe naht: Denn "ökonomisch war die EU-Erweiterung ein Segen", ist Verheugen als ehemals dafür zuständige Kommissar, überzeugt. Die Transformation der Länder, die einst jenseits des Eisernen Vorhangs waren, "hat auch uns politisch und wirtschaftlich stärker gemacht." Deren starkes und schnelles Wachstum, gespeist durch inländische Nachfrage und ausländische Direktinvestitionen, verbessere die wirtschaftliche Lage der alten EU-Länder.
"EU nicht geschwächt"
"Ich habe nie verstanden, warum die Ost-Erweiterung die EU schwächen sollte; es ist wie bei einem Unternehmen, das etwas integriert, was schnell wächst - eine Win-Win-Situation", so Verheugen. Das Argument, Unternehmen wanderten in die neuen Staaten ab, um Kosten zu sparen, lässt er nicht gelten: "Die würden nicht nach Tschechien gehen, sondern viel weiter östlich."
Die tiefgreifende Transformation, die in den osteuropäischen Ländern nach den Jahren 1989 und 1990 stattgefunden hat, wäre auch passiert, wenn es keine europäische Integration gebe. Sie wäre aber nicht so rapide und unumkehrbar gewesen - eine Leistung der EU, so Verheugen.
Genauso sei die Empfehlung der Kommission, die Beitrittskandidaten Rumänien und Bulgarien Anfang 2007 in die EU aufzunehmen, nicht verfrüht, auch wenn es in diesen Länder Probleme in Bezug auf die Unabhängigkeit der Justiz, Korruption und organisierte Kriminalität gebe. Aber: "Glauben Sie wirklich, dass diese Parameter immer und überall in den jetzigen Mitgliedsländern garantiert sind? Ich glaub das nicht."
Eine gesamteuropäische Vision sei unumgänglich, wenn auch die Integration mit Abstufungen erfolgen kann: Etwa mit privilegierten Partnerschaften "von Russland bis Marokko," sagte Verheugen und betonte, dass sich auch diese Länder an der europäischen Währungsunion beteiligen.
Genauso wie Verheugen glaubt RZB-Chef Herbert Stepic an die Notwendigkeit der Integration der mittel- und osteuropäischen Länder.
Stepic: Kein Klondike
"Die werden sich in der EU viel rascher entwickeln, als außerhalb. Sie sind das China vor unserer Haustür", so Stepic. Er warnte jedoch davor, sich mit einer "Klondike-Goldgräber-Philosophie" dort niederzulassen: Eine genaue Kenntnis des Landes sei unumgänglich, und "all diese neuen Länder sind verschieden."