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Osteuropa kommt nur langsam aus dem Jammertal heraus

Wirtschaft

Die Fortsetzung staatlicher Corona-Hilfen in EU-Mitgliedsländern der Region ist laut den Konjunkturforschern des WIIW weniger problematisch.


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Wegen Corona geht es heuer auch mit der Konjunktur in Osteuropa deutlich bergab - aufgrund der geringeren Abhängigkeit von Dienstleistern allerdings nicht ganz so stark wie in Westeuropa. Für den gesamten osteuropäischen Raum, mit dem vor allem die österreichische Wirtschaft nicht zuletzt aufgrund der geografischen Nähe sehr eng verbunden ist, rechnet das Wiener Institut für Internationale Wirtschaftsvergleiche (WIIW) mit einem Rückgang des Bruttoinlandsprodukts von durchschnittlich 4,5 Prozent.

Von dem ökonomischen Schock im ersten Halbjahr hätten sich die osteuropäischen Volkswirtschaften im dritten Quartal zwar "gut erholt", wie es am Donnerstag hieß. Aber mit Blick auf die neuerlichen Lockdown-Maßnahmen im Herbst sei eine weitere Talfahrt noch in diesem Jahr und somit eine sogenannte "Double-Dip-Rezession" unvermeidbar.

"Das Coronavirus lässt keine rasche Erholung zu"

Insgesamt 23 Länder aus Mittel-, Ost- und Südosteuropa haben die Konjunkturforscher des WIIW unter die Lupe genommen. Ihr Fazit: "Das Coronavirus lässt keine rasche Erholung zu." Aus Sicht des WIIW wird die Wirtschaftsleistung der gesamten Region das Vorkrisen-Niveau des Jahres 2019 nicht vor 2022 erreichen. Schneller - bereits im nächsten Jahr - dürften lediglich die Türkei, Serbien und Litauen wieder auf dieses Niveau kommen.

"Nur schleppend" gehe die Konjunkturerholung in Osteuropa voran, hält Vasily Astrov, ein Ökonom des Instituts, fest. Im weiteren Verlauf werde jedenfalls viel davon abhängen, ob die Corona-Pandemie ohne längere Lockdown-Maßnahmen eingedämmt und staatliche Hilfsprogramme weiter fortgeführt werden können.

Was Letzteres betrifft, müsse man sich nur wenige Sorgen um die osteuropäischen EU-Mitgliedsländer machen, so Astrov. Denn diese bekämen viel Geld aus den Töpfen der Europäischen Union - Kroatien und Bulgarien etwa gut drei Prozent ihrer Wirtschaftsleistung. Aber in anderen Ländern - zum Beispiel am Balkan oder in der Ukraine - sehe es anders aus, betont Astrov. Dort sei nicht sicher, dass sich der Staat seine Konjunkturhilfen finanziell weiter leisten kann. Und deshalb drohten in diesen Ländern eine Insolvenzwelle, mehr Arbeitslose und Einkommensverluste - alles in allem also "keine rosigen Aussichten in diesen Ländern".

Für die gesamte osteuropäische Wirtschaftsregion geht das WIIW für die beiden kommenden Jahre 2021 und 2022 von einem durchschnittlichen Wachstum von 3,1 beziehungsweise 3,3 Prozent aus. Wie betont wird, seien diese Prognosen aber vor dem Hintergrund der Pandemie mit "enormen Unsicherheiten" behaftet. Deshalb könne auch eine generell schwächere Entwicklung nicht ausgeschlossen werden. "Eine weitere Ausbreitung des Coronavirus würde nicht nur weitere Lockdowns und Wirtschaftseinbußen zur Folge haben, sondern auch die Nachfrage nach langlebigen Konsum- und Investitionsgütern massiv dämpfen", gibt Astrov zu bedenken.

Wachstum künftig doppelt so stark wie in Westeuropa?

Mittel- bis langfristig erwartet das WIIW aber, dass das Wirtschaftswachstum in Osteuropa doppelt so stark sein wird wie in Westeuropa. "Sobald der Aufschwung in Fahrt kommt, werden sich in Osteuropa auch wieder neue Chancen auftun", sagt der Chef des Instituts, Mario Holzner. Für Österreich sei dies eine gute Nachricht. Profitieren könnte die Region unter anderem von Produktionsverlagerungen aus Asien und vom Boom der digitalen Wirtschaft, der sie gerade erfasse.

Für Österreich ist Osteuropa eine Schlüsselregion. Am stärksten sind heimische Firmen in den Visegrád-Staaten (Polen, Tschechien, Slowakei, Ungarn) sowie Kroatien, Rumänien und Russland investiert. Auf diese Länder, in die Österreich auch sehr viel exportiert, entfielen zuletzt rund 58 Milliarden Euro an österreichischen Direktinvestitionen. (kle)