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Ottos Kopf trotzt

Von Reinhold Aumaier

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Ernst Jandls Gedicht vom trotzigen Mops Otto ist längst ein Klassiker. Unser Zwist mit dem Trotzkopf Otto B. nimmt schön langsam barocke Formen an - mit Tendenz zur Frühklassik. Er, Brusatti, der einfältige Tropf, glaubt also weiterhin, den Ö1-Hörern einen "ereignisreichen Tag" wünschen zu sollen.

Bedenkt man, was in der Welt(geschichte) rundum so passiert - z. B. an unerwünschten Ereignissen -, ist der Mann samt Unart eh nur ein kleiner Fisch. Als solcher glaubt er irrtümlich, ein Abo aufs ewige Entwischen zu haben. Gehen wir chinesisch, gleichsam zen-buddhistisch an die Sache heran. Wir geben uns geschlagen, ohne uns geschlagen zu geben. Wir behalten den Humor und das Wissen um das Ein/Aus-Knöpferl am Radio. Wir wer'n kan Richter brauch'n. Wollen ihm aber den passenden nicht ersparen. Also, Herr Otto, ab zu "Radiorichter Dr. Dirk Stermann" - stationiert bei FM4, Ordination freitags im berüchtigten "Salon Helga" ab 20.15 Uhr. Der wird ihn, so wie wir ihn kennen, zur Höchststrafe verurteilen: zu jährlich 365 Tagessätzen . . . ereignisloses Nichts. Apropos Pflanz: Hat was, die mit Herrn und Frau Österreicher einen Jux sich machende Sendung "Echt fett". Läuft donnerstags gegen 23 Uhr in ORF 1 und beweist, dass man mit dem abgenudelten Versteckte-Kamera+Mikrofon-Schmäh auf gewissem Niveau reüssieren kann. Zurück zum Mops, dem Trotzbinkerl in Hundeform. Dass der Kulturtalk mit der ebenso g'scheiten wie eloquenten und aparten Clarissa Stadler genau das werden würde, wonach der von den übl(ich)en Talkshows angespeiste Seher längst schon giert, war klar. "karls.platz", nach "Echt fett" programmiert, müsste nur noch echt frech werden, dann hätte der ORF den kleinen feinen zeitgemäßen Nachfolger für den legendären "Club 2" gefunden. Trotzdem: Wozu der schiache Hund?