Wirtschaftlicher Druck zwingt Firmen zur China-Expansion. | Wien. In Zukunft werden noch mehr heimische Unternehmen als bisher in Billiglohn-Länder gehen. Es werde bei der Globalisierung eine zweite Welle geben, sagte Roland Falb von der Unternehmensberatung Roland Berger gestern, Mittwoch, in Wien.
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Rainer Zellner, Vorstandsvorsitzender der Semperit AG-Holding, wünscht sich, dass die österreichischen Unternehmen sich stärker der Globalisierung öffnen. Die Semperit AG-Holding wurde in den achziger Jahren von der Reifensparte abgespalten. Sie stellt unter anderem Gummihandschuhe für Spitäler her.
Nur durch Auslagerungen in billigere Länder habe man die Chance, als heimisches Unternehmen zu überleben, erklärte er. Hingegen sei ohne Mut zur Expansion der "Tod" der österreichischen Betriebe sicher. "Eine Lieferung nach Bayern ist in Wirklichkeit kein Export, wenn man in großen Maßstäben denkt", sagte Zellner. Das habe die Semperit AG-Holding, die in den achziger Jahren reif für die Insolvenz war, lernen müssen.
Die Lohnkostenunterschiede seien enorm. Ein Arbeiter in Asien verdiene nur ein Fünfundzwanzigstel des Lohns, den ein österreichischer Arbeiter bekommt.
Nicht nur Vorteile
Die Expansion nach Asien berge aber auch Gefahren, so Zellner. Land könne man in China nicht kaufen, sondern nur auf maximal 50 Jahre pachten. Bei jedem Pachtvertrag gebe es die Klausel, dass bei übergeordnetem Interesse die Fabrik umziehen müsse. Ein weiteres Problem, das von europäischen Investoren in China oft unterschätzt werde, sei die Personalfluktuation. Ein chinesischer Buchhalter, der bei einer anderen Firma auch nur um "20 Dollar mehr verdient", wechsle sofort. Damit müsse man rechnen, erklärte Zellner.