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Neue Organisation soll Anfang 2006 präsentiert werden. | Niederösterreich und RLB NÖ über ÖVAG verärgert. | Wien. Die Österreichische Volksbanken AG (ÖVAG) wird mit Ende Jänner 2006 eine neue Struktur bekommen. Ausschlaggebend für die Neuorganisation war die Übernahme der Investkredit samt deren Tochter Kommunalkredit durch die ÖVAG.
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So verliert die Investkredit die mittlerweile größere Kommunalkredit als Tochter und gewinnt sie als Schwester. Damit kann ÖVAG-Chef Franz Pinkl direkt auf die Kommunalkredit durchgreifen und muss nicht dem Enkerl über die Tochter Anweisungen geben. 85 Prozent der Struktur stehen schon fest. Investkredit-Chef Wilfried Stadler wird im April aus dem Kommunalkredit-Aufsichtsrat ausscheiden.
Steiler Höhenflug durch die Übernahme
Mit der Übernahme der Investkredit wurde die ÖVAG zum Aufsteiger des Jahres. Sie konnte ihre Bilanzsumme von 24 Mrd. Euro mehr als verdoppeln, da die Bilanzsumme der beiden Spezialbanken im heurigen Jahr bei etwa 29 Mrd. Euro liegen wird. Allein jene der Kommunalkredit betrug im Vorjahr 14 Mrd. Euro. An der neuen attraktiven Tochter Kommunalkredit erfreut sich jedoch nicht nur die ÖVAG, sondern zu 49 Prozent auch die Dexia, die französische Spezialbank für Kommunalfinanzierungen, das weltweit größte Institut auf diesem Gebiet. In der Vergangenheit war oftmals davon die Rede, dass die Dexia ihren Anteil aufstocken möchte. Dieses Ansinnen dürfte mit dem ÖVAG-Deal jedoch vom Tisch sein.
In der Investkredit geht man davon aus, dass das Firmenkundengeschäft wie bisher dort angesiedelt bleibt und das Unternehmen einige Bereiche wie zum Beispiel das Immobiliengeschäft (Immoconsult und Immocontract) von der ÖVAG übertragen bekommt.
Die Kommunalkredit soll ihren bisherigen Aufgaben künftig treu blieben. Das internationale Großkundengeschäft wird bei der ÖVAG-Tochter VBI angesiedelt, an der sich zu Beginn des Jahres auch die deutschen und französischen Volksbanken beteiligt haben.
Doch die ÖVAG hat von der Übernahme der Investkredit nicht nur profitiert. Denn mittlerweile sind das Land Niederösterreich und die Raiffeisenlandesbank NÖ-Wien (RLB) über die Vorgangsweise der Volksbanken in der Causa NÖ Hypo sehr verärgert. Beide Geschäftspartner wollen die Hypo übernehmen, die eine Tochter des Landes und der ÖVAG ist. Das Land hat als 51-Prozent-Eigentümer ein Vorkaufsrecht, das es nun geltend machen will. Raiffeisen machte seine Abgabe der Investkredit-Anteile vom Erwerb der 41 Prozent der Volksbanken an der Hypo abhängig. Dies scheiterte an der Ablehnung des Landes. Das Land wie auch Raiffeisen wollen die ÖVAG nun klagen.
RLB-Chef Peter Püspök ist verschnupft, weil er sich von Pinkl hinters Licht geführt fühlt: "Die Volksbank war offenbar nicht berechtigt, eine Kaufoption auf ihre Hypo-Anteile ohne Zustimmung des Landes einzuräumen." Darüber sei die RLB aber niemals informiert worden. Im Gegenteil, die ÖVAG habe den falschen Eindruck solange wie möglich aufrecht erhalten - laut Püspök ein reines Täuschungsmanöver.
Für Pinkl war die Angelegenheit mit Auslaufen der Kaufoption vergangene Woche erledigt. Da sich Land und RLB nicht einigten, hat er eine Verlängerung abgelehnt. Ihm bleibt somit zwar seine Hypo-Beteiligung, doch die einst guten Partnerschaften sind schwer angeschlagen.