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ÖVAG-Belegschaft bis 2017 halbiert

Von Karl Leban

Wirtschaft

Beim Spitzeninstitut der Volksbanken sollen alles in allem 1100 Jobs wegfallen.


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Wien. Die ÖVAG, das ramponierte Leitinstitut der Volksbanken, steht vor einem Kahlschlag beim Personal. In den nächsten fünf Jahren sollen in der am Staatstropf hängenden Bank rund 1100 Jobs und damit gut die Hälfte des jetzigen Stands aus der Rechnung fallen. Diese Zahl, die Stephan Koren bei seinem ersten Medienauftritt als neuer Generaldirektor nannte, liegt um einiges höher als bis dato bekannt.

Denn nun sollen auch in der Verwaltung 200 Stellen abgebaut werden. Hingegen war schon bisher geplant, dass das 2011 von einem Milliardenverlust gebeutelte Wiener Institut aus der Unternehmensfinanzierung und dem Hypothekengeschäft aussteigt, was zirka 200 Jobs weniger bedeutet. Dazu kommt, dass mit dem ebenfalls schon bisher auf der Agenda stehenden Verkauf von Töchtern automatisch Personal wegfällt. Konkret geht es da um ungefähr 700 Mitarbeiter, die dann jedoch bei den Käufern unterkämen.

Fixer Zeitplan für Verkäufe

Um nicht nur zu gesunden, sondern auch die Auflagen der EU-Wettbewerbshüter zu erfüllen, ist die vom Bund im April abermals gerettete ÖVAG gezwungen, ihre Bilanzsumme radikal zu schrumpfen. "Am Schluss bleiben 15 bis 20 Milliarden Euro übrig", sagte Koren. Bisher hat das Institut neben der Immobilien-Tochter Europolis und kleineren Beteiligungen vor allem die Ostbanken-Sparte VBI, ein größeres Filetstück, verkauft. Das hat die Bilanzsumme zuletzt bereits stark nach unten gedrückt - auf 30 Milliarden Euro. Mitte 2008 waren es noch 95 Milliarden Euro (damals noch inklusive der kurze Zeit später notverstaatlichten Kommunalkredit).

Bei ihrem weiteren Rückbau hat die ÖVAG laut den seit Mittwoch vorliegenden EU-Vorgaben einen fixen Zeitplan einzuhalten. Auf der Verkaufsliste sind jetzt noch einige Brocken - darunter die Volksbank Leasing International, die bis Ende 2014 losgeschlagen sein muss, und die Tochterbank in Rumänien (bis Ende 2015). Weiters soll neben der kleinen Malta-Bank, die aber auch zugesperrt werden könnte, der rund fünfprozentige Anteil an der Raiffeisen Zentralbank (RZB) veräußert werden.

Im Vorjahr scheiterte der Verkauf der RZB-Beteiligung, ein Deal mit der größten RZB-Aktionärin, der Raiffeisenlandesbank Niederösterreich-Wien, platzte. Doch nun gibt es einen neuen Anlauf. Laut Koren soll sich bis zum 15. Oktober entscheiden, ob man diesmal handelseins wird. Sollte es wieder nicht klappen, hätte die Österreichische Volksbanken AG bis Jahresende 2016 Zeit, den Anteil, der mehrere hundert Millionen Euro wert sein dürfte, zu verkaufen.

Aus heutiger Sicht glaubt Koren, mit den bisherigen Staatshilfen über die Runden zu kommen. "Falls sich die Lage an den Märkten nicht deutlich verschlimmert, sind die Kredite ausreichend bevorsorgt", sagte der seit September neu amtierende Bankchef. Völlig ausschließen will er freilich nicht, dass die ÖVAG den Steuerzahler irgendwann erneut um Geld bitten muss.

Bald Fusionen im Sektor

Bisher hat die Republik 1,25 Milliarden Euro in die Problembank gepumpt. Davon sind 700 Millionen nach einem notwendigen Kapitalschnitt im heurigen Jahr weg. An Partizipationskapital sind damit noch 300 Millionen Euro übrig, zudem stecken 250 Millionen Euro in einem 43-Prozent-Anteil des Staates an der ÖVAG. In der Bank selbst hofft man, das PS-Kapital bis Ende 2017 über den Sektor zurückkaufen zu können. Bis dahin muss sich der Bund auch von seiner Minderheitsbeteiligung getrennt haben. Wer diese aufgreifen könnte, ist derzeit jedoch alles andere als klar.

Unter den 62 regionalen Volksbanken wird es in den nächsten Jahren zu Fusionen kommen, wie Koren ankündigte. "Jede Krise bedeutet auch Konsolidierung." Eine direkte Weisung für Zusammenschlüsse kann die ÖVAG als Leitinstitut aber nicht erteilen, auch wenn ihr der neue Haftungsverbund sonst jede Menge Weisungsbefugnisse in die Hand gibt.