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ÖVAG-Chefposten: Zieht Koren gegen Mendel den Kürzeren?

Von Karl Leban

Wirtschaft

Streit zwischen Bund und Volksbanken verzögert die Kür - Fekter will Koren.


Wien. Seit mehr als zwei Monaten ist bei der mit Steuergeld gestützten, teilstaatlichen Volksbanken AG (ÖVAG) der Chefposten vakant. Eilig haben es die Hauptaktionäre, die Republik und die mehrheitlich beteiligten Bundesländer-Volksbanken, bei der Nachbesetzung von Gerald Wenzel bisher offenbar nicht. Und jetzt wird auch noch gestritten.

Trotzdem soll jedenfalls im Juli entschieden werden, wer das Ruder im Vorstand übernimmt, wie aus dem Umfeld der ÖVAG versichert wird. Ob diese Ansage hält, ist jedoch fraglich. Denn seit dem Meeting des Bankpräsidiums am Montag - es hätte bereits eine Einigung bringen sollen - hängt im Institut der Haussegen schief.

Während die Finanzministerin Maria Fekter mehr denn je auf ihren Favoriten, den früheren Bawag-Vize Stephan Koren, pochen soll, wollen die Volksbanken den Deutschen Michael Mendel, einen Mann aus ihren Reihen, an die Vorstandsspitze hieven. Was den Volksbanken an Koren nicht gefällt: Der Manager soll in seiner Bewerbung das Recht auf tiefgreifende Reformen und Durchgriffe im Volksbankensektor als Bedingung gestellt haben. Dies freilich hätte für die regionalen Volksbanken weitere schmerzliche Kompetenzverluste zur Folge. Zumal die neue und soeben erst aufgesetzte Haftungsverbund-Struktur - nach dem Vorbild der niederländischen Rabobank - der ÖVAG als Leitinstitut ohnehin schon gewisse Weisungsrechte in die Hand gibt.

Koren, den die Headhunter von Korn/Ferry auf ihrer Shortlist auf Platz eins reihten, soll auch nach wie vor nicht gerade heiß auf den Problemjob bei der schwer ramponierten Volksbanken AG sein. Der Staat hat schließlich mehr als eine Milliarde Euro in das für Österreich systemrelevante Institut gebuttert und hofft, am Ende des Tages einen Großteil davon wieder zurückzubekommen. Ähnlich wie bei den notverstaatlichten Banken Hypo Alpe Adria und Kommunalkredit steht daher gerade der Vorstandsvorsitzende bei allem, was er tut, besonders im öffentlichen Rampenlicht.

"Koren ist kein Sanierer"

"Das ist ein undankbarer Job", heißt es bei Wiener Bankern. Noch dazu streuen sie Korens Fähigkeiten auch nicht unbedingt Rosen: "Koren ist kein Sanierer."

Ob Michael Mendel, der früher Risiko-Vorstand bei der Hypovereinsbank und Bank-Austria-Präsident war, der richtige Mann für die ÖVAG ist? In der Wiener Finanzwelt sind die Meinungen darüber geteilt. Dennoch wird überwiegend erwartet, dass die Entscheidung der beiden Hauptaktionäre letztlich doch zugunsten von Mendel ausfällt (und Fekter ihren Widerstand aufgibt).

Mendel ist vor dreieinhalb Jahren in die ÖVAG-Vorstandsetage eingezogen, avancierte dann zum Vizechef und sitzt seit 1. Mai bereits im Chefsessel der Bank - allerdings interimistisch. In der kritischen Zeit der Bankrettung galt er als wichtigste Ansprechperson des Finanzministeriums.