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Investkredit und Europolis könnten abgestoßen werden. | Rückkehr in die Gewinnzone für heuer geplant. | Wien. Massive Wertberichtigungen haben der Volksbank AG (ÖVAG) 2009 wie erwartet tiefe Löcher in die Bilanz gerissen. Unter dem Strich fiel ein Rekordverlust von rund 1,1 Milliarden Euro an. Für das vom Steuerzahler gestützte Spitzeninstitut der regionalen Volksbanken wird 2010 nun zum Schlüsseljahr - bei der Sanierung und der gerade laufenden Partnersuche.
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Dass die Eigentümer die angeschlagene Bank inzwischen zum Verkauf gestellt haben, ist auf Druck der Regierung erfolgt. Das Finanzministerium ist wegen der Schieflage der ÖVAG ziemlich beunruhigt. Die Republik hat mit der Kommunalkredit und der Hypo Kärnten bereits zwei Problemfälle am Hals. Müsste auch die ÖVAG notverstaatlicht werden, käme das nochmals extrem teuer.
Zudem hat der Bund im Vorjahr bereits eine Milliarde Euro Kapital zugeschossen, für das die viertgrößte Bank des Landes zumindest derzeit keine Zinsen zahlen kann. Für 2009 gehen dem österreichischen Staat so 93 Millionen durch die Lappen. Ob er auch für heuer auf die Zinsen verzichten muss, ist noch unklar. "Eine Dividende ist nicht gesichert", sagte ÖVAG-Chef Gerald Wenzel am Mittwoch bei der Bilanzvorlage.
Die Flucht nach vorn
Indes will die Bank das vom Staat zugeführte Kapital so rasch wie möglich wieder zurückzahlen. Wenzel: "Das ist unser wichtigstes Anliegen." Für die Neuausrichtung der ÖVAG würden daher auch strategische Partnerschaften geprüft. Zweck der Übung: "Es geht darum, den Partner Republik zu ersetzen", so Wenzel. Zumal die Verzinsung des Staatskapitals schwer auf der Bilanz lastet.
Mit der jetzigen Partnersuche haben die Volksbanker die Flucht nach vorn angetreten. Wenzel: "Es gibt eine Reihe von Interessenten, mit einigen werden bereits vertiefende Gespräche geführt." Dem Vernehmen nach könnte es schon im Juni eine Lösung geben. Laut Wenzel soll es vom Zeitplan her aber auf alle Fälle noch heuer zu einem Abschluss kommen.
Als einer der Interessenten für eine Fusion mit der ÖVAG gilt die Bawag - auch wenn Wenzel in der gestrigen Pressekonferenz nach Tunlichkeit darum bemüht war, ihren Namen nicht in den Mund zu nehmen. In der Bawag selbst wird allerdings kein Hehl daraus gemacht, einer von mehreren Gesprächspartnern zu sein. Grundsätzlich würden sich die beiden Institute gut ergänzen, heißt es in der Wiener Finanzbranche.
Die Volksbanken, die an der ÖVAG mit 58 Prozent die Mehrheit halten, würden bei einer Fusion mit einem anderen Institut jedenfalls weiter an Bord bleiben. Je nachdem würden sie sich bis auf eine Sperrminorität (25 Prozent plus eine Aktie) zurückziehen.
Das Ostgeschäft bleibt
Die ÖVAG zu zerschlagen, kommt für die Volksbanken indes nicht in Frage, wie Wenzel am Mittwoch in ihrem Namen betonte. Gleichzeitig schloss er einen Einzelverkauf der Spezialbank-Tochter Investkredit und der Immobilien-Tochter Europolis nicht aus. Beide gelten als größte Sorgenkinder. Die Investkredit fuhr 2009 vor Steuern einen Verlust von 380 Millionen Euro ein, bei der Europolis belief sich das Minus auf 290 Millionen.
Die Volksbank International, über die der Konzern das Osteuropa-Geschäft betreibt, soll hingegen nicht gesondert verkauft werden. "Sie ist ein wichtiges Standbein in der Struktur unseres Hauses und gehört zum Kerngeschäft", so Wenzel.
Für heuer peilt die ÖVAG nach zwei Jahren mit Verlusten die Rückkehr in die schwarzen Zahlen an. Ziel ist ein Gewinn von zumindest 64 Millionen Euro. Den Negativ-Trend sieht Wenzel schon jetzt gestoppt, nachdem die Bilanz von Altlasten gesäubert wurde. Flankierend dazu läuft auch ein Stellenabbau, vor allem in Osteuropa. Mittelfristig will die ÖVAG rund 900 Stellen einsparen.
Eine weitere Maßnahme: Um ihre Bilanz zu verkürzen und ihr Eigenkapital zu stärken, hat sie vier Privatkundenbanken an regionale Volksbanken verkauft - der Erlös: insgesamt 211 Millionen Euro.