Trotzdem keine Zinsen für Republik. | Teil der Staatshilfe vor Rückzahlung. | Wien. Ohne die Staatshilfe vor rund zwei Jahren wäre die Volksbanken-AG (ÖVAG) zusammengebrochen. Mittlerweile hat die vom Bund mit einer Milliarde Euro gestützte Bank nach einer größeren Schrumpfkur zumindest auf Konzernebene den Turnaround geschafft. Unter dem Strich konnte ein Gewinn von 55 Millionen Euro erzielt werden, nachdem im Jahr davor noch ein Rekordverlust von fast 1,1 Milliarden angefallen war.
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Auf seine Zinsen für das zugeschossene Kapital muss der Bund trotzdem verzichten - und das bereits zum zweiten Mal. Der Grund: In ihrem Einzelabschluss für 2010 weist die ÖVAG mit einem Fehlbetrag von 20 Millionen Euro noch immer rote Zahlen aus. Damit summieren sich die Zinsausfälle für den Steuerzahler inzwischen auf 186 Millionen Euro (für das Staatskapital ist ein Jahreszins von 9,3 Prozent veranschlagt).
Aktionäre springen ein
Für 2011 und die Folgejahre will die ÖVAG ihren Zinsendienst jedoch bedienen, wie Bank-Chef Gerald Wenzel versichert. Daneben will das Volksbanken-Spitzeninstitut aber auch damit beginnen, die Staatshilfe wieder zurückzuzahlen. Jedenfalls soll noch heuer - wie mit dem Bund vereinbart - eine erste Tranche von 300 Millionen Euro überwiesen werden. Dabei springen die Hauptaktionäre der ÖVAG, die 62 regionalen Volksbanken, in die Bresche. Sie bringen das Geld im Zuge einer Kapitalerhöhung auf, womit sich ihre bisherige Mehrheit (58 Prozent) vergrößert.
Die anderen ÖVAG-Aktionäre, darunter die deutsche DZ Bank, ziehen nicht mit. Somit dürfte die DZ, die mit 25 Prozent und einer Aktie bis dato eine Sperrminorität hielt, laut Wenzel auf unter 20 Prozent verwässert werden. Ihr ÖVAG-Engagement sehen die Deutschen aber ohnedies nur mehr als Finanzbeteiligung.
Die zweite Tranche, ebenfalls 300 Millionen, will die Volksbanken-AG der Republik indes noch vor der Fälligkeit (2014) zurückzahlen. Dies gelte auch für die letzte Tranche, die 2018 fällig werde, kündigt Wenzel an. Abhängig ist das vor allem davon, wie viel Geld der geplante Verkauf weiteren Familiensilbers in die Kassen des Bankinstituts spült.
Weitere Schrumpfkur
Die ÖVAG, bisher viertgrößte heimische Bank, wird in Zukunft weiter schrumpfen. Nachdem bereits die Immobilien-Tochter Europolis sowie fünf Retailbanken veräußert wurden, sollen auch die Ostbanken-Tochter VBI und die VB-Leasing International verkauft werden. "Es gibt eine Reihe von Interessenten", so Wenzel. An der VBI soll vor allem die russische Sberbank interessiert sein.
In Osteuropa musste die ÖVAG 2010 abermals mehr Geld für notleidende Kredite zur Seite legen. In Summe konnten die Risikovorsorgen im Konzern aber auf 364 Millionen Euro mehr als halbiert werden. Für heuer, aber auch für die nächsten Jahre rechnet Wenzel mit einem Vorsteuer-Ergebnis von über 100 Millionen jährlich (nach 91 Millionen Euro im Vorjahr). Ab heuer schlägt freilich die Bankensteuer zu Buche, belasten wird sie die Bilanz mit 37 Millionen.
Zum europaweiten Stresstest, an dem diesmal auch die ÖVAG teilnehmen muss, meinte Wenzel am Montag vor der Presse: "Wir sehen das gelassen. Soweit wir das abschätzen können, werden wir den Test bestehen." Zur aktuellen Höhe der harten Kernkapitalquote (laut "Core Tier 1") - beim Test liegt die Latte bei fünf Prozent - will der ÖVAG-Chef vorerst keine Angaben machen.