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ÖVP: Mitterlehner mit 99,1 Prozent am bisherigen Schleudersitz

Von Paul Vécsei

Politik

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Wien. Am Parteitag in Linz erhielt Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner als ÖVP-Obmann 99,1 Prozent der Delegiertenstimmen. "Freund - Feind - Parteifreund." Mit diesen Steigerungsstufen beschreiben Politiker gerne menschliche Abgründe, welche in Beziehungen zwischen Parteikollegen gelten. In der Volkspartei bekommen diese Art von Basisliebe oft die Chefs zu spüren: Sie hat in den vergangenen 25 Jahren schon sechs Parteiobleute verbraucht. Das ergibt im Schnitt vier Jahre Amtszeit und damit deutlich weniger, als eine ordentliche Legislaturperiode des Nationalrates (aktuell fünf Jahre) währt.

Zuerst hochgejubelt und dann in den eigenen Reihen waidwund geschossen: Das erlebten von Josef Riegler bis Michael Spindelegger bisher alle Parteichefs der ÖVP. Josef Riegler erinnerte sich 1991 in seinem Rücktrittsinterview an die Jubelszenen bei seiner Inthronisierung am Parteitag mit einem Bild aus der Bibel: "Ich wusste, dass auf das ,Hosianna‘ das ‚Kreuziget ihn!‘ folgen wird."

Daran könnte vielleicht auch Reinhold Mitterlehner gedacht haben, als er sich nach seiner Wahl am vergangenen Samstag weit weniger euphorisch gab als seine Vorgänger. Derzeit scheint er hauptsächlich von Freunden umgeben. Wünschen wir ihm persönlich, dass sie sich auch als solche bewähren und ihm die beschriebenen Steigerungsstufen erspart bleiben.