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ÖVP sieht Versorgungsproblem

Von Christian Rösner

Politik

Laut Analyse der künftigen Patientenauslastung sei auch im neuen Spital mit Gangbetten zu rechnen.


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Wien. Die Gesundheitssprecherin der Wiener ÖVP, Ingrid Korosec, spricht von einer "paradoxen Situation" rund um das künftige Krankenhaus Nord: "Während bei den konservativen Fächern eine Unterversorgung droht, kommt es in Fächern wie etwa der Frauenheilkunde zu einer massiven Überversorgung. In der inneren Medizin, der Akutgeriatrie und der Psychiatrie droht eine Unterversorgung und in unmittelbarer Folge davon ist mit Gangbetten zu rechnen", so Korosec zur "Wiener Zeitung".

Sie bezieht sich dabei auf die Ergebnisse einer Untersuchung über die Patientenauslastung des KH Nord, die im Zuge der laufenden Untersuchungskommission im Auftrag der ÖVP von einem Expertenteam durchgeführt worden sein soll. Konkret wurde von dem Expertenteam die "Versorgungsregion 93" analysiert - also die Region Wien Nordost, zu der das KH Nord und das SMZ Ost gehört. Und zwar auf Grundlage des gültigen österreichischen Strukturplans Gesundheit und seiner Planungsmethodik, wie Korosec erklärte.

Sie ortet unter anderem bei der Chirurgie oder der Orthopädie eine sogenannte "angebotsinduzierten Steigerung". Das heißt, es bestehe die Gefahr, dass Patienten nur aufgenommen werden, um die nicht gefüllten Betten auszulasten - wobei sie in einer ambulanten Therapie besser aufgehoben wären. Hier könnte man laut Korosec unnötige Krankenhausaufenthalte vermeiden und damit nicht nur viel Geld sparen: "Es ist nicht zu verhindern, dass sich die Patienten in Spitälern mit Spitalskeimen anstecken. Leider sterben auch hunderte Menschen pro Jahr an deren Folgen. Besonders tragisch sind diese Todesfälle in Hinblick darauf, dass viele der Spitalsaufenthalte zu verhindern gewesen wären", meint die ÖVP-Gesundheitssprecherin.

Eine Vermeidung dieser Vorfälle beginne ihr zufolge bereits bei der korrekten Dimensionierung der Spitäler. Dies sei aber beim KH Nord verabsäumt worden, sagt Korosec.

Auf der anderen Seite drohe eine Unterversorgung in der inneren Medizin, der Akutgeriatrie und der Psychiatrie, was zwangsläufig zu Gangbetten führe. "Vor allem während kritischen Phasen, wie etwa der Grippezeit, droht diesen Abteilungen ein noch stärkerer Druck. Darunter leiden die Patienten genauso wie das Personal", so Korosec weiter. Sie glaubt, dass die Bauphase des Krankenhaus Nord nahtlos in die Umbauphase übergehen könnte. "Es ist zu befürchten, dass das angeblich modernste Spital rasch nach Eröffnung weitere Umbauten benötigt."

"Kein Umbau nötig"

"Die Aussagen der ÖVP über notwendige Umbauten des geplanten medizinischen Portfolios des Hauses entbehren jeder Grundlage", heißt es dazu aus dem Büro von Gesundheitsstadtrat Peter Hacker. Das KH Nord sei von seiner Struktur her so geplant, dass eine fächerübergreifende Belegung möglich ist, um eine gleichmäßige und effiziente Auslastung aller Stationen zu gewährleisten.

"Der Neubau wurde so konzipiert, dass die Struktur sehr gut auf sich ändernden Leistungsbedarf angepasst werden kann - das heißt ohne stationäre beziehungsweise ambulante Strukturen umbauen zu müssen", so ein Sprecher von Hacker.

Das habe auch Herwig Ostermann, Geschäftsführer von Gesundheit Österreich, in der U-Kommission am 31. Juli bestätigt. Er sei von Korosec als "größter Experte Österreichs" zu Projekten wie dem KH Nord bezeichnet worden. "Insofern wäre es eigentlich naheliegend, dass sie seinen Aussagen auch vertraut", so der Sprecher, der schließlich aus dem Protokoll der U-Kommission Herwig Ostermann zitiert:

"(...) Wenn man die ersten Pläne 2004 und 2006 nimmt und auch mit dem vergleicht, was heute im regionalen Strukturplan Wien für das Krankenhaus Nord an Kapazitäten vorgesehen ist, so sieht man hier eine sehr, sehr hohe Deckungsgleichheit, die sicherstellen kann, dass man auch im Gebiet nördlich der Donau eine entsprechende Versorgung sicherstellen kann."

"Kapazitäten transferierbar"

Abgesehen davon gibt es laut dem Protokoll von Ostermanns Aussagen eine große Diskrepanz der Bettendichte im Bereich westlich der Donau und im Bereich nordöstlich der Donau. Und dem trage die aktuelle Leistungsverlagerung Rechnung. "Das heißt, wir schaffen hier nicht zusätzliche Kapazitäten, sondern was hier de facto passiert, ist, dass wir Kapazitäten dorthin transferieren, wo wir sie auch unmittelbar benötigen", so Ostermann.

Im Übrigen verweist auch der Krankenanstaltenverbund in Sachen Patientenversorgung - genau so wie Korosec - auf den österreichischen Strukturplan Gesundheit. Die Leistungszahlen des KH Nord seien, wie für alle anderen Krankenhäuser auch, im Rahmen dieses Plans von Experten festgelegt worden. Diese Planungen seien in den vergangenen Jahren mehrmals verfeinert und Entwicklungen wie das Bevölkerungswachstum in den Bezirken nördlich der Donau berücksichtigt worden. "Es ist daher weder von einer Unter- noch von einer Überversorgung in gewissen Fächern auszugehen. Außerdem ist das KH Nord nicht als alleinstehendes Haus zu sehen, die Versorgung in der Region 93 wird in Zusammenarbeit mit dem Donauspital erfolgen", so der KAV dazu.