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ÖVP und CSU suchen unterschiedliche Wege aus der Nachwahl-Krise

Von Alexander U. Mathé

Analysen

Gleichzeitig schlugen sie am Sonntag die Wahl und gleichzeitig erlitten sie dabei eine schwere Niederlage. Sowohl bei der ÖVP als auch bei der CSU in Bayern hat das große Wundenlecken begonnen. Ausmaß und Konsequenzen der Schlappe waren jedoch trotz punktueller Gemeinsamkeiten unterschiedlich. | Während die ÖVP als amtierender Juniorpartner ins Rennen ging und sich mit Fortschreiten des Wahlkampfs nie mehr ernsthaft als klare Nummer 1 positionieren konnte, ging es in Bayern um eine allgewaltige, alleinherrschende CSU.


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Das zeigte sich auch an den Protestwählern, die bei beiden Wahlen zahlreich vertreten waren. In Bayern flüchteten sie fast ausschließlich vor der CSU, in Österreich hingegen zu ähnlich großen Teilen sowohl vor der SPÖ wie auch vor der ÖVP.

Gemein war ÖVP und CSU die schwache Parteispitze. Weder Vizekanzler Wilhelm Molterer auf der einen noch Ministerpräsident Günther Beckstein und Parteichef Erwin Huber auf der anderen Seite wussten die Wähler mit ihrer Persönlichkeit zu überzeugen.

Die Konsequenz kam hier wie dort schnell: Die Parteichefs Molterer beziehungsweise Huber traten zurück (auch Beckstein ist angezählt). Auch in der CSU ist es um den Führungsnachwuchs schlecht bestellt. Dort wurde aber ein Vertreter des alten Systems gegen einen anderen ausgetauscht. In Bayern ist die alte Riege noch höchst präsent, was sich unter anderem auch daran zeigte, dass Ex-Ministerpräsident Edmund Stoiber im Vorfeld der Wahl mit seiner feurigen Kritik an der eigenen Partei hochgejubelt wurde.

Der ÖVP steht hingegen mit Josef Pröll nun ein Mann vor, von dem behauptet wird, der Ausgangspunkt einer neuen ÖVP zu sein. Mit ihm wollen die Konservativen neue Wählerschichten erschließen.

Bei der CSU wird es in den kommenden Jahren vor allem darum gehen, enttäuschte Wähler zurückzugewinnen. Im Falle der FDP, die den Einzug in den Landtag geschafft hat, dürfte sich das allerdings als schwierig erweisen. In Ermangelung einer Perspektive für die Liberalen haben früher viele FDP-Wähler der CSU ihre Stimme gegeben, da diese unter den im Landtag vertretenen Parteien noch am ehesten ihre Vorstellungen vertrat. Jetzt, da die FDP nach 14 Jahren wieder im Landtag vertreten ist, dürfte diese Wählerschicht wegbrechen, und die Freien Demokraten werden langfristig weiter dazugewinnen.

Mehr Hoffnung kann die CSU da schon bei den Freien Wählern hegen. Stehen die doch traditionell der CSU nahe, haben jedoch Probleme mit dem System. In jedem Fall wird die CSU versuchen, die absolute Mehrheit zurückzugewinnen, während die ÖVP das Ziel haben wird, stimmenstärkste Partei zu werden.

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