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ÖVP-Wien: "Das Rennen ist gelaufen"

Von Christian Mayr

Politik

Harald Himmer außer Obmann auch neuer Stadtrat? | Parteichef Pröll will sich in Debatte nicht einschalten. | Wien. Er sei nicht hässlicher als Bürgermeister Michael Häupl und auch nicht dümmer als FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache. Mit diesen griffigen Worten hat ÖVP-Bundesrat Harald Himmer am Montag Abend im Wiener Landesparteivorstand seine Anwaltschaft als Johannes-Hahn-Nachfolger deponiert - dies bestätigen mehrere Augenzeugen gegenüber der "Wiener Zeitung". Und wie mittlerweile auch in relevanten Kreisen der Bundespartei versichert wird, sei die Entscheidung pro Himmer de facto gefallen: "Das Rennen ist gelaufen", heißt es.


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Das würde bedeuten, dass es keinen Gegenkandidaten mehr geben wird - auch Parteichef Josef Pröll würde keinen anderen, zugkräftigen Kandidaten forcieren. Dies hoffen derzeit nämlich jene Personen, die zuletzt auf Raiffeisen-General Ferdinand "Ferry" Maier gesetzt haben, der jedoch am Mittwoch mangels Unterstützung seinen Verzicht auf die Obmannschaft verkündete. "Pröll hat sicher noch einen Plan, er wird nichts dem Zufall überlassen", formuliert es ein Parteifunktionär, der mit der Himmer-Lösung nicht wirklich glücklich ist.

Pröll: "Sache von Wien"

Die offizielle Replik aus dem Büro Pröll erteilt dieser Hoffnung jedoch eine Absage: "Wir mischen uns da nicht ein, das ist Sache der Landespartei."

Eine Vorentscheidung wird voraussichtlich am Dienstag fallen, wenn das Komitee zur Findung eines neuen Obmanns und Spitzenkandidaten erstmals tagt. Bis dahin sollte sich Himmer, der Generaldirektor von Alcatel-Lucent ist, auch mit seinem Aufsichtsrat über die Auflösung seines Vertrages geeinigt haben. Bis dato hat er sich ja noch nicht öffentlich zu seinen Ambitionen in der Wiener ÖVP deklariert.

Übernimmt der 44-jährige Himmer die Partei, wird er wohl oder übel auch einen repräsentativen Posten in der Kommunalpolitik benötigen, um in dem verbleibenden Jahr bis zur Wien-Wahl mit Häupl, Strache und Maria Vassilakou von den Grünen mithalten zu können. "Da wird es nicht anders gehen, dass er nicht-amtsführender Stadtrat wird", formuliert es ein schwarzer Gemeinderat. Denn der bisherige Posten als Bundesrat verschaffe ihm - bei allem Respekt - sicher nicht jene Aufmerksamkeit, die nötig sein werde. Auszuschließen ist laut ÖVP-Regierungskreisen, dass Himmer auch Hahn-Nachfolger im Wissenschaftsministerium wird.

Dann müsste wohl oder übel Landesgeschäftsführer Norbert Walter seinen Stadtrat-Posten räumen - was noch zu einem harten Kampf ausarten könnte. "Denn rein rechtlich kann er dazu nicht gezwungen werden", heißt es. Womit das Wort von Ex-Obmann Erhard Busek, wonach wieder nur um Posten statt um Wahlstrategien gerungen werde, wahr würde.

Noch aber ist Himmer, der 1990 als JVP-Chef mit dem Slogan "Bonzen quälen, Himmer wählen" bekannt wurde, nicht am Ziel. "Er braucht im 60-köpfigen Parteivorstand eine Zweidrittel-Mehrheit. In der Wiener ÖVP ist immer alles möglich", so ein Funktionär. Andererseits gelte das noch mehr für jeden Gegenkandidaten: "Der bräuchte nun viel Mut, um gegen Himmer anzutreten."

Siehe auch:Not verführt manchmal zum Träumen