Josef Pröll will angeblich eine Frau für Wien-Wahl. | Unmut in Partei über "Hahn-Flucht". | Wien. Mit dem Aufstieg von Johannes Hahn zum EU-Kommissar steht die Wiener ÖVP plötzlich ohne Spitzenkandidaten für die Wien-Wahl da - nicht einmal ein Jahr vor dem Urnengang. Während bei manchen Vertretern im ÖVP-Rathausklub der Unmut groß und von einer "Hahn-Flucht" die Rede ist, wird hinter den Kulissen fieberhaft über die Nachfolge debattiert. Klar ist laut ÖVP-Kreisen dabei nur eines: "Parteichef Josef Pröll will eine Frau."
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Der Kreis jener, die dafür in Frage kommen, ist freilich überschaubar: Genannt wurde bereits Familienstaatssekretärin Christine Marek, die Pröll aber wohl anflehen müsste, da sie lieber in der Bundesregierung bleiben würde. Im Rennen, wenn auch nur mit Außenseiterchancen, ist auch Nationalrätin Katharina Cortolezis-Schlager. Als Überraschungskandidatin gilt auch City-Bezirksvorsteherin Ursula Stenzel. Nachteil: Ihr traut man eigentlich nicht zu, den erwartet schmutzigen Wahlkampf durchzustehen. Auch Stadträtin Isabella Leeb gilt als Option. Wird es keine Frau, hat Raiffeisen-General und Nationalrat Ferry Maier die besten Karten, zumal er schon jetzt im Hintergrund eifrig die Fäden zieht.
Homole ist enttäuscht
Gegenüber der "Wiener Zeitung" nimmt er sich jedoch aus dem Spiel: "Ich glaube, dass es eine Frau sein sollte. Da haben wir eine Reihe von guten Kandidatinnen." Maier spricht sich übrigens - wie auch andere Parteifreunde - dafür aus, dass Hahn Parteiobmann in Wien bleibt und vorerst nur der Spitzenkandidat zur Disposition steht. "Mit ihm als Obmann ist Kontinuität garantiert."
Doch gegen diesen Plan gibt es bereits erste Widerstände: "Ich halte nichts von solchen Doppelgleisigkeiten, das gehört in eine Hand", erklärt Währings Bezirksvorsteher Karl Homole. Er ist einer der wenigen, der seine Kritik offen formuliert: Er sehe es zwar positiv, dass Hahn zu dieser Ehre komme, aber er sei von Pröll "schon ein bisschen enttäuscht", nun einen neuen Chef in Wien finden zu müssen. "Lustig ist das nicht", so Homole, der ein Mitspracherecht der Bezirksvertreter bei der Neu-Bestellung einfordert.
Andere drücken es, wenn auch hinter vorgehaltener Hand, drastischer aus: "Es ist ein Skandal, wie die Bundespartei plötzlich alles über den Haufen wirft. Wir sind denen völlig wurscht." So sei Hahn ja deshalb zum Minister aufgestiegen, um bei der Wahl mit den Kontrahenten Michael Häupl (SPÖ) und Heinz-Christian Strache (FPÖ) auf Augenhöhe stehen zu können.
Der Politologe Peter Filzmaier sieht die Chancen für die ÖVP aber gar nicht so negativ: "Die strategische Position von Hahn als Wissenschaftsminister war unklar. Es bestand die Gefahr, zwischen Strache und Häupl keine Position zu finden." Nun könne man etwa für die große Wechselwählergruppe der Frauen zwischen 30 und 45 ein Angebot schaffen, ebenso wie ein Signal an Mitte-Rechts senden. Bedingung für Filzmaier: "Man darf sich jetzt keine lange Diskussionsphase erlauben, sondern muss sich schnell einig werden."
Möglicherweise fällt bereits diese Woche in einer vorgezogenen Präsidiumssitzung eine Vorentscheidung.