Sowohl ÖVP als auch FPÖ bekräftigen, an der derzeitigen Fristenregelung nicht rütteln zu wollen. In der ÖVP wird immer auch auf andere Möglichkeiten - Adoption, Anonyme Geburt - verwiesen. Die SPÖ wünscht sich dagegen eine andere Familienpolitik, die das Ja zum Kind ermöglicht und fordert von Justizministerin Karin Miklautsch die Errichtung einer Bannmeile rund um Abtreibungskliniken, um die Frauen gegen den Psychoterror radikaler Abtreibungsgegner zu schützen.
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ÖVP-Frauensprecherin Elisabeth Scheucher forderte am Freitag, Alternativen zur Abtreibung aufzuzeigen. s könne nicht nur darum gehen, eine Debatte zum Thema Fristenregelung "Ja" oder "Nein" zu führen. "Diese stellen wir nicht in Frage", aber Aufgabe der Politik müsse sein, "ein Umfeld zu schaffen, in dem man sich für die Geburt eines Kindes entscheidet, ohne Frauen, die dies nicht tun, zu kriminalisieren", so Scheucher. So wünscht sie sich eine Entbürokratisierung der Adoptionsvorgänge einerseits und verbesserte Informationen bezüglich der Adoptionsfreigabe und der Anonymen Geburt andererseits.
Scheucher ist auch für eine intensivere Aufklärung vor einem Abbruch und zweifelt an der Notwendigkeit vieler Abbrüche: "Wenn man bedenkt, wie viele Abtreibungen pro Jahr in Österreich vorgenommen werden, muss man sich die Frage stellen, ob nicht manche in diesem Eingriff mehr ein Verhütungsmittel als eine 'ultima ratio' aus ihrer Situation sehen", sagte die ÖVP-Frauensprecherin.
Letzteres "ist eine geschmacklose Unterstellung gegenüber Frauen in schwierigsten Lebenssituationen", empörte sich SPÖ-Familiensprecherin Andrea Kuntzl. Sie ist auch gegen ein "Zwangsgespräch" vor einem Abbruch. Man sollte Frauen in dieser schwierigen Situation das Leben nicht noch schwerer machen. Vielmehr sei es nötig, die Vereinbarkeit von Kind und Job zu verbessern. Damit würde man die Entscheidung für ein Kind erleichtern.
SPÖ-Bundesfrauensekretärin Bettina Stadlbauer wiederholte gestern die Forderung, vor Abtreibungskliniken eine Bannmeile zu errichten, um betroffene Frauen vor "militanten Abtreibungsgegnern" zu schützen.