BZÖ fordert gar "Sprechverbot für die ÖVP im Bildungsbereich". | Wien. Bildungsministerin Claudia Schmied (S) sieht sich auf einen Ausflug in die "bildungspolitische Vergangenheit" der sechziger Jahre mitgenommen, nachdem ÖVP-Bildungssprecher Werner Amon ein dreiteiliges Verfahren für die Aufnahme an die AHS gefordert hat.
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"Nach einigen Wochen der standespolitischen Ablenkung", so die Ministerin wörtlich, "zeigt der Wunsch von ÖVP-Bildungssprecher Werner Amon nach neuen Aufnahmetests für die AHS die wahren Ziele der ÖVP-Bildungspolitik: Zurück in die sechziger Jahre, zurück in die bildungspolitische Vergangenheit".
Amon hatte ein dreiteiliges Aufnahme-Verfahren vorgeschlagen. Erstens sollen wie bisher die Noten der vierten Klasse Volksschule berücksichtigt werden. Zweitens soll es ein "Prognoseverfahren" geben, mit dem herausgefunden werden soll, welches Potenzial und welche Interessen ein Kind mitbringt. Und drittens sollen die Volksschulzeugnisse evaluiert werden.
Für Schmied ist das der falsche Weg: Alle internationalen Studien zeigen, "dass die brutale Trennung der Kinder mit zehn Jahren soziale Ungerechtigkeit verschärft und Spitzenleistungen im Bildungssystem verhindert". Amon fordere eine weitere Verschärfung dieser Trennung.
Ein klares Nein kam auch vom BZÖ. Generalsekretär Martin Strutz sprach von einem "brutalen Versuch einer sozialen Selektion" und "absoluten Tiefpunkt der immer absurderen ÖVP-Bildungspolitik". "Ich fordere ein Sprechverbot für die ÖVP im Bildungsbereich", so Strutz. Er warf der ÖVP vor: "Die Lehrer in Watte packen, aber den Schüler die Bildungschancen rauben, das ist keine bürgerliche Politik, das ist Bildungskommunismus."
FPÖ-Bildungssprecher Walter Rosenkranz kritisierte, dass die Vorschläge der ÖVP "um Jahre zu spät" kommen. In den großen Ballungsräumen seien die AHS oft der letzte Ausweg, um seinen Kindern die Zukunft nicht zu verbauen. Es sollen "natürlich" nur Kinder in die AHS gehen, die auch das Niveau dafür haben. Grundsätzlich seien aber Volksschullehrer in ihrer Benotung sehr wohl in der Lage, zu beurteilen, ob ein Kind für eine AHS geeignet sei oder nicht, so Rosenkranz.
Als "bildungspolitischen Humbug" kritisiert Grünen-Bildungssprecher Harald Walser Amons Vorschlag. Die ÖVP müsse "endlich die Ergebnisse der Forschung akzeptieren und ihre verstaubten bildungspolitischen Vorstellungen ablegen. Amons Vorschlag ist eine Gefährdung für den Bildungsstandort Österreich", so der Bildungssprecher.
Amon warf der SPÖ in einer Reaktion auf die Reaktion mangelnde Schulrealität vor. Die "äußerst nervöse Reaktion" der Unterrichtsministerin ist für ein Beweis, "wie treffsicher" der Vorschlag sei.