Gesundheitskasse setzt auf bürokratische Entlastung bei der Besetzung von Planstellen.
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Die Bevölkerung in ländlicheren Regionen ist besorgt um die medizinische Versorgung durch Hausärzte mit Kassenvertrag. Bürgermeister klagen über Verzögerungen bei Nachbesetzungen. Derzeit sind 304 von bundesweit 10.147 Ärzteplanstellen der Krankenkassen unbesetzt.
Im Gegensatz zu Ärztevertretern sieht allerdings der Generaldirektor der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK), Bernhard Wurzer, nicht die Frage höherer Honorare als Hauptgrund für Schwierigkeiten bei der Besetzung von Planstellen für Ärzte mit Kassenverträgen. Vielmehr seien es unterschiedliche Vorstellungen jüngerer Mediziner vom Arztberuf vor allem gegenüber der älteren Generation an Hausärzten. Das betrifft etwa die Arbeitszeiten, auch weil der Anteil der Ärztinnen zunimmt, aber auch Scheu und Ängste, überhaupt eine eigene Ordination zu gründen.
Als Arzt nur noch um die Patienten kümmern
Die Gesundheitskasse wird daher, um den Arztberuf mit Kassenvertrag künftig attraktiver zu gestalten, jüngeren Medizinern beim Einstieg verstärkt Unterstützung zur Entlastung von bürokratischen Tätigkeiten anbieten. "Sie müssen noch nur Arzt sein", formuliert Wurzer. Diese können sich damit ganz um die Behandlung der Patienten kümmern. Außerdem werden flexiblere Vertragsmodelle angeboten.
Konkret wird eine Art "Susi-Sorglos-Paket" bereitgestellt, um jungen Ärztinnen und Ärzten bei der Annahme eines Kassenvertrages die Scheu vor der Selbstständigkeit zu nehmen und ihnen eine Stelle schmackhaft zu machen. Dabei brauchen sie sich lediglich in eine Ordination einmieten. Die Ausstattung der Ordination, aber auch die Administration sowie die notwendige EDV-Ausstattung wird von der Gesundheitskasse organisiert. Im Gegenzug müssen die Ärzte dafür einen Teil ihrer Einnahmen abliefern, wobei das individuell festgelegt wird.
In Oberösterreich startet darüber hinaus ein Pilotprojekt. Dabei erhalten Jungmediziner in einem Gründerservice speziell Beratung für die Einrichtung einer Ordination, aber etwa auch zu arbeitsrechtlichen Fragen für Anstellungen.
Überdies werden unterschiedliche Varianten für Kassenverträge angeboten. "Das Modell der Zusammenarbeit ist das Modell der Zukunft", argumentiert der Generaldirektor. Deswegen wird verstärkt auf Primärversorgungszentren, in denen Ärzte mit anderen medizinisch-pflegerischen Berufen zusammenarbeiten, gesetzt. Der Skepsis von Medizinern gegenüber diesen Einrichtungen hält Wurzer entgegen: "Die Ärzte müssen einmal sehen, dass das funktioniert." Darüber hinaus gebe es auch die Möglichkeit der Teilung von Kassenstellen und dass Ärzte andere Ärzte bei sich anstellen.
Binnen 14 Tagen Geld zurück von Wahlarztkosten
Für Patienten, die sich bei der steigenden Zahl an privaten Wahlärzten behandeln lassen, soll es im Laufe des heurigen Jahres eine Verbesserung geben. Die Bearbeitungsdauer bis zur Rückerstattung der Wahlarztkosten soll österreichweit 2022 auf 14 Tage reduziert werden. In Wien ist das durch elektronische Bearbeitung laut Gesundheitskasse, die Anfang 2020 aus der Fusion der neun Gebietskrankenkassen hervorgegangen ist, bereits gelungen.
Was die längerfristige Bewältigung der Pandemie betrifft, wird nun ein neuer Weg beschritten. Speziell für Long-Covid-Patienten und Ärzte ist zusätzliche Unterstützung vorgesehen. Dafür wurden sogenannte Post-Covid-Wegweiser als Hilfestellung für eine richtige Diagnose und Therapie entwickelt. Niedergelassene Ärzte können Betroffene an ein Expertenteam aus einem Allgemeinmediziner und drei Fachärzten für Folgeuntersuchungen und weitere Therapieschritte überweisen.
Eine der Lehren der seit März 2020 dauernden Pandemie ist für den Generaldirektor der Gesundheitskasse, dass die Anmeldung zu Corona-Impfungen, die je nach Bundesland erfolgt ist, nicht optimal ist. Wurzer spricht sich deswegen für die Zusammenführung zu einem österreichweiten Anmeldesystem auf Bundesebene aus. Das erleichterte unter anderem auch die Zusendung von Erinnerungsschreiben an Versicherte, um neuerlich Impftermine wahrzunehmen.