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Pakistan: Blutbad nach Gedenken an Bhutto

Von WZ Online

Politik

Pakistan beging am Samstag den Jahrestag der Ermordung der früheren Ministerpräsidentin Benazir Bhutto. Aus diesem Anlass fanden im gesamten Land Feierlichkeiten statt, die an die Politikerin erinnerten. Der Mord ist noch immer nicht aufgeklärt. Am Sonntag wurden bei einem Anschlag auf ein Wahllokal mindestens 30 Menschen getötet, darunter vier Kinder.


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Bhutto-Gedenken

Ein Jahr nach dem Mord an Benazir Bhutto sind am Samstag Zehntausende ihrer Anhänger zum Grabmal der früheren pakistanischen Premierministerin geströmt. Nach Angaben der Polizei versammelten sich mehr als 150.000 Menschen in Bhuttos Heimatstadt Garhi Khuda Bakhsh in der südlichen Provinz Sindh am Mausoleum der Familie.

Die frühere Chefin der Pakistanischen Volkspartei (PPP) war am 27. Dezember 2007 bei einem Selbstmordattentat nach einer Wahlkampfkundgebung in der Garnisonsstadt Rawalpindi ums Leben gekommen. Mit ihr starben mehr als 20 weitere Menschen. Bis heute wurde niemand für das Attentat zur Rechenschaft gezogen.

Eine Gedenkzeremonie am Grabmal wurde aus Sicherheitsgründen kurzfristig abgesagt. Auch Regierungschef Yusuf Raza Gilani war erwartet worden, hielt stattdessen aber eine Gedenkfeier in der Hauptstadt Islamabad. Aus Angst vor Terroranschlägen waren die Sicherheitskräfte in höchste Alarmbereitschaft versetzt worden. Mehrere tausend Sicherheitskräfte bezogen allein rund um das Mausoleum Stellung.

Staatspräsident Asif Ali Zardari, der Witwer Bhuttos, ließ in einer Erklärung mitteilen, seine Frau habe gegen Fanatismus und Extremismus gekämpft. "Die Tyrannen und Mörder haben sie umgebracht, aber ihre Ideen, die eine ganze Generation bewegt und zu höheren Zielen angespornt haben, können sie niemals ermorden."

Die vormalige Regierungschefin und aussichtsreiche Kandidatin beiden Wahlen wurde im Alter von 54 Jahren am 27. Dezember 2008 getötet. Ihre Partei gewann anschließend die Parlamentswahl und führt nun eine Koalitionsregierung an. Bhuttos Witwer Asif Ali Zardari wurde zum Nachfolger Musharrafs gewählt.

Nach ersten Ermittlungen der früheren Regierung in Islamabad unter Beteiligung britischer Polizisten sowie des US-Geheimdienstes CIA wurde die Tat von einem Extremisten mit Verbindungen zur radikal-islamischen Al-Kaida begangen. Bhuttos Partei hat dagegen Anhänger des ehemaligen Präsidenten Pervez Musharraf im Verdacht.

UN-Generalsekretär Ban Ki Moon hat Pakistan baldige internationale Ermittlungen zu dem Attentat zugesagt. Sie sollen nach dem Vorbild der UN-Ermittlungen zum Attentat auf den früheren libanesischen Ministerpräsidenten Rafik al-Hariri um eine internationale Untersuchung stattfinden.

Blutiges Attentat am Sonntag

Am Sonntag starben bei einem Attentat während einer Nachwahl nahe der Stadt Buner im Grenzgebiet zu Afghanistan mindestens 30 Menschen. Zahlreiche weitere Menschen wurden schwer verletzt, als sich der Attentäter in einem mit Sprengstoff beladenen Fahrzeug in die Luft sprengte.

Der pakistanische Premierminister Yousus Raza Gilani und Präsident Asif Ali Zardari verurteilten den "feigen Anschlag". Bisher bekannte sich niemand zu der Tat.

Biographie

Benazir Bhutto war die Tochter des ehemaligen Premierministers von Pakistan Zulfikar Ali Bhutto, ihre Mutter war Kurdin aus Esfahan (Iran). Sie studierte an der Harvard University und der University of Oxford.

1971 verließ sie Harvard zeitweise, als Indien Truppen nach Ostpakistan schickte und ihr Vater als Verteidigungsminister von Westpakistan zur UNO in New York zu Verhandlungen reiste. Die damals noch nicht zwanzigjährige Benazir Bhutto unterstützte ihren Vater bei den Vereinten Nationen in New York als Assistentin.

Nach ihrem Studienabschluss in Oxford kehrte Benazir Bhutto nach Pakistan zurück. Ihr Vater wurde 1977 durch einen Putsch von Zia ul-Haq abgesetzt, inhaftiert und 1979 gehängt. Danach wurde Benazir Bhutto unter Hausarrest gestellt. Als ihr 1984 erlaubt wurde auszureisen, zog sie nach Großbritannien und wurde dort im Exil Führerin der Partei ihres Vaters.

Nach dem Tod Zia ul-Haqs 1988 fanden erstmals seit 1977 wieder freie Wahlen statt, aus denen am 16. November 1988 mit Benazir Bhutto zum ersten Mal in der Geschichte eines islamischen Staates eine Frau als Siegerin hervorging. Am 2. Dezember wurde sie als erste Regierungschefin in der islamischen Welt vereidigt.

Bhuttos Regierung wurde 1990 aufgrund von Korruptionsvorwürfen aufgelöst. Diese Vorwürfe bestritt Bhutto, sie führten auch niemals zu einer Anklage. Ihr Nachfolger im Amt wurde Nawaz Sharif. 1993 wurde Bhutto wiedergewählt und drei Jahre später ihre Regierung erneut wegen Korruptionsvorwürfen durch den Präsidenten Farooq Leghari aufgelöst.

Im Oktober 1990 gewann das von der Muslimliga dominierte Parteienbündnis Islamische Demokratische Allianz unter Führung Nawaz Sharifs die Parlamentswahlen gegen die Pakistanische Volkspartei (PPP) von Benazir Bhutto. Im April 1993 wurde Nawaz Sharif durch Staatspräsident Ishaq Khan entlassen. Nun wurde Benazir Bhutto erneut Ministerpräsidentin.

Bei den Parlamentswahlen 1997 nach ihrer Absetzung errang wiederum die Muslimliga unter Nawaz Sharif die absolute Mehrheit.

Von 1999 bis 2007 lebte sie mit ihrer Familie im Exil in Dubai in den Vereinigten Arabischen Emiraten.

Im Januar 2008 sollen Parlamentswahlen abgehalten werden. Das Terrornetzwerk al-Qaida hatte mit Anschlägen gegen eine mögliche Rückkehr Bhuttos gedroht. Gegen den Widerstand von Präsident Musharraf kehrte Benazir Bhutto am 18. Oktober 2007 wieder in ihre Heimatstadt Karatschi zurück.

Am 27. Dezember 2007, zwei Wochen vor dem geplanten Termin für die Parlamentswahl am 8. Januar 2008, wurde Bhutto nach einer Wahlkampfveranstaltung in Rawalpindi Opfer eines Attentats.

(APA, Wikipedia)

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