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Pakistan geht im Hilfskrieg unter

Von Christina Prömer

Politik

Kampf um Vorherrschaft. | Dammbruch bringt erneut Überflutungen. | Islamabad. Der dringend benötigte Strom an Hilfsgütern und Spendengeldern ist gerade am Zunehmen, da soll dieser auch schon wieder unterbunden werden. Die militante Gruppe Tehrik-e Taliban Pakistan (TTP), eine Untergruppe der bekannten Terrororganisation, droht laut den USA, ausländische Hilfstransporte und Helfer zu attackieren.


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Wer zuerst kommt, hilft zuerst. Das dürfte dabei das Motto der TTP sein. Radikalislamische Organisationen waren nämlich vor den offiziellen Behörden in den Katastrophengebieten und sehen jetzt darin offenbar das Recht, alleine zu helfen und in der Folge über die Gebiete zu herrschen. Denn wer hilft, dem gehören die Sympathien der Bevölkerung.

Die pakistanische Regierung versucht wiederum, Hilfslager von islamistischen Gruppen zu verbieten: "Wir wollen nicht, dass die Militanten und verbotene Gruppen den von dem Hochwasser Betroffenen Hilfe leisten und Vorteile daraus ziehen, weil sie Sympathien der lokalen Bevölkerung genießen, um dann das ganze Land zu zerstören", sagte Mian Iftikhar Hussain, ein Sprecher einer Provinz im Nordwesten des Landes. Ein Machtkampf um die Regionen ist absehbar.

Die Hochwasserkatastrophe hinterlässt aber auch im Nachbarland Afghanistan ihre Spuren. So müssen Nato-Truppen mit Versorgungslieferungen für den Krieg in Afghanistan einen großen Umweg in Kauf nehmen, da die übliche Route von der Hafenmetropole Karachi in Pakistan über das Industal nach Afghanistan überschwemmt und somit unbefahrbar wurde.

Diese Versorgungsprobleme belasten die ohnedies bereits schlechte Sicherheitslage noch zusätzlich. Am Donnerstag kam es zu einem tödlichen Zwischenfall in Afghanistan. Aufständische griffen einen Kontrollposten nahe Kunduz an, acht Polizisten wurden ermordet. Durch das Gebiet verläuft eine Nachschublinie für Hilfstransporte. Unklar ist allerdings, ob eine Unterbrechung der Transporte das Motiv für den Angriff war.

Weitere Überflutungen

Inmitten der politischen Auseinandersetzungen kündigt sich für die pakistanische Bevölkerung bereits die nächste Flutwelle an. Im Süden von Pakistan brach ein Damm, der den Wassermassen des Indus nicht mehr standhalten konnte. Sujawal, Daro und Mirpur Batoro, Ortschaften, die bisher vom Hochwasser verschont blieben, seien nun in Gefahr, teilte ein ranghoher Regierungsbeamter im Bezirk Thatta mit. Nach Angaben der Behörden haben aber die meisten der rund 400.000 Einwohner das Gebiet bereits verlassen.

Fawad Hussein, ein Sprecher des Büros für die Koordination humanitärer Angelegenheiten der Vereinten Nationen, befürchtet auch eine Überflutung Badins, ein benachbarter Bezirk. Durch den Anstieg des Meeresspiegels könnte der Indus gezwungen werden, die Flussrichtung zu wechseln und somit weitere Gebiete überschwemmen.

Durch die Hochwasser kamen in den betroffenen Gebieten bereits rund 1500 Menschen ums Leben, durch Krankheiten und Hungersnöte wird diese Zahl wohl noch weiter ansteigen. Die USA, die bisher rund 150 Millionen US-Dollar an Spendengeldern aufbrachten, fordern Pakistan unterdessen zu einem transparenten Umgang mit Hilfsgeldern auf, um deren sinnvolle und effektive Verwendung garantieren zu können.