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Pakistan: "Nobody" Gilani wird neuer Premierminister

Von WZ-Korrespondentin Agnes Tandler

Politik

Platzhalter für Bhutto-Witwer? | NeuDelhi. Das pakistanische Parlament hat am Montag den Kandidaten der Pakistanischen Volkspartei (PPP) der ermordeten Oppositionsführerin Benazir Bhutto, Yousaf Raza Gilani, zum neuen Regierungschef gewählt. Dass der nur wenig Bekannte lange auf dem Posten bleiben wird, ist aber anzuzweifeln.


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"Es ist ein sehr kurzer Weg zwischen dem Haus des Premierministers und dem Gefängnis", hat Gilani noch in der letzten Woche bemerkt. Manche in Pakistan hatten das bereits als seinen Verzicht auf den Posten interpretiert. Doch Gilani hat offenbar nur tiefere Wahrheiten aus der politischen Kultur des Landes preisgegeben.

Der 55-Jährige stammt aus einer alten Politikerfamilie. Fünf Jahre verbrachte der frühere Parlamentspräsident in Haft. Ein vom jetzigen Präsidenten Pervez Musharraf eingesetztes Anti-Korruptions-Gericht verurteilte ihn 2001 wegen Amtsmissbrauch. Die Vorwürfe seien frei erfunden gewesen, um ihn zu zwingen, die PPP zu verlassen und sich der Musharraf nahe stehenden PML-Q anzuschließen, erklärt Gilani.

Bei der Parlamentswahl im Februar hatten die beiden Oppositionsparteien PPP und die Muslim-Liga einen haushohen Sieg eingefahren und bilden nun in Pakistan die Regierung. Die PPP der im Dezember ermordeten Benazir Bhutto stellt als stärkste Fraktion in der Nationalversammlung den Regierungschef.

Doch wie die Zusammenarbeit der ehemals bis aufs Blut verfeindeten Parteien in der Praxis aussehen wird, bleibt abzuwarten. Musharraf, der als Präsident gerade für weitere fünf Jahre eingeschworen wurde, sieht sich nun einer ihm feindlich gesonnenen Regierung gegenüber. Doch ob es den neuen Herren im Parlament in Islamabad gelingen wird, den Ex-General abzusetzen, ist noch nicht ausgemacht.

Unklar ist außerdem, wie lange Gilani überhaupt Premierminister bleiben wird. Er halte nur den Platz warm für den eigentlichen starken Mann in der PPP, Asif Ali Zardari, meinen viele. Denn der Witwer von Benazir Bhutto hat selbst Ambitionen auf den Posten. Doch Zardari hat zwar die PPP von seiner Frau geerbt, nicht aber ihre Autorität und ihr Charisma.