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Taliban sind allenfalls geschwächt, aber nicht besiegt. | Hoffen auf Finanzhilfe aus Washington. | Neu Delhi. Pakistanische Kampfhubschrauber setzten mediengerecht Soldaten hinter den Linien der Taliban ab. Am Mittwoch übernahm das Militär Dagar, die wichtigste Stadt im Buner-Distrikt im Nordwesten. Den Bezirk terrorisieren die Extremisten bereits seit Anfang April. Er liegt nur knapp 100 Kilometer von Islamabad entfernt und grenzt an das Swat-Tal, in dem Regierung und Taliban einen umstrittenen Friedensdeal geschlossen hatten, der nun offenbar geplatzt ist.
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Ein Militärsprecher sagte, man habe in Buner mehr als 50 Kämpfer getötet. Die Armee habe eingreifen müssen, nachdem man ein Telefonat zwischen lokalen Taliban-Führern abgehört habe, in dem die Militanten ihren Plan verraten hätten, Buner ganz zu besetzen.
Diese Version verwundert. Die Taliban hatten in den letzten Tagen Regierung und Sicherheitskräfte genug provoziert, um eine Militäraktion zu rechtfertigen. Offenbar suchte man aber lieber eine andere Entschuldigung. Taliban-Kämpfer hatten Ende letzter Woche vor laufenden TV-Kameras den Bezirk verlassen, nachdem US-Außenministerin Hillary Clinton offen gefragt hatte, ob Pakistans Atomwaffen eigentlich noch sicher seien. Allerdings hat die lokale Bevölkerung stets erklärt, es seien noch genug Taliban in Buner verblieben.
Kurz vor dem ersten Treffen zwischen Pakistans Staatschef Asif Ali Zardari und US-Präsident Barack Obama Anfang Mai in Washington werden die Töne aus Washington immer aufgeregter. Dabei geht es nicht nur um Terror, sondern auch um einen ganzen Haufen Geld. Zwischen 200 und 400 Millionen US-Dollar für Aufstandsbekämpfung soll der US-Kongress in Zeiten der schweren Rezession locker machen. Pakistans Militäraktion könnte da vielleicht auch ein kleines Gastgeschenk für Zardaris US-Reise sein.
Denn bereits am Mittwoch erklärte das Militär seine Operation in Lower Dir an der Grenze zu Afghanistan für beendet. Etwa 70 Islamisten seien getötet worden, erklärte Innenminister Rehman Malik. Früheren Berichten zufolge sollen sich jedoch 450 Kämpfer in dem Bergtal aufgehalten haben. Dass das Militär seine Operation in Dir binnen Tagen beendete, deutet darauf hin, dass die Aktion nicht viel mehr als ein Feuerwehreinsatz war. In der Vergangenheit hatten sich die Taliban-Kämpfer stets wieder neu aufgestellt, sobald die Angriffe der Armee vorbei waren.
Zurückhaltend reagierte daher das Pentagon: "Der Test all dieser Militäroperationen in Pakistan ist immer ihre Nachhaltigkeit", so ein Pressesprecher.