Zum Hauptinhalt springen

Pakistan vor den Trümmern seiner Afghanistan-Politik

Von Rana Jawad

Politik

Islamabad - Pakistan, mit dessen Hilfe die Taliban einst an die Macht gekommen waren, steht heute vor den Trümmern seiner Afghanistan-Politik. Obwohl Staatschef General Pervez Musharraf US-Präsident George W. Bush das Versprechen abgenommen hatte, die Rückkehr der Nordallianz nach Kabul nicht zuzulassen, ist genau dies eingetreten.


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 22 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

"Mit der Besessenheit der pakistanischen Machthaber, ihre Handlanger in Afghanistan an der Macht zu sehen, ist es jetzt aus", konstatiert der Politologe Mushahid Hussain in Islamabad. "Uns bleibt kein einziger Vertrauensmann, und wir werden uns mit jeder künftigen Regierung in Kabul abzufinden haben", fügt er hinzu. Pakistan könne nicht auf zwei Hochzeiten tanzen: "Auf der einen Seite helfen wir den Amerikanern, die Taliban zu verjagen, und auf der anderen Seite regen wir uns furchtbar auf, wenn die Taliban-Gegner an die Macht kommen".

Nach dem 11. September hatte Washington seinen pakistanischen Verbündeten gezwungen, an der Beseitigung dessen mitzuwirken, was er selbst auf die Beine gestellt hatte. Musharraf musste die amerikanische Kampagne gegen die Taliban mittragen, denen ihre Unterstützung für Bin Laden zum Verhängnis wurde.

Doch hatten die Machthaber in Islamabad nicht damit gerechnet, dass die Anti-Taliban-Koalition der Nordallianz in so kurzer Zeit die Kontrolle über Kabul erlangen würde. Von den Paschtunen-Führern im eigenen Land wird Musharraf nun stark unter Druck gesetzt, um den Paschtunen im zukünftigen Machtgefüge Afghanistans den von ihren beanspruchten Platz zu sichern.

Zugleich muss Musharraf dem Umstand Rechnung tragen, dass sowohl sein Verbündeter China als auch die Türkei und der Iran die Nordallianz unterstützen.