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Teamwork ermöglichte Schlag gegen den Terrorführer. | Mehsud soll hinter Anschlag auf Bhutto stehen. | Kabul. Pakistans meistgesuchter Terrorist ist tot: Der Chef der pakistanischen Taliban, Baitullah Mehsud, wurde bei einem US-Raketenangriff getötet, bestätigte Innenminister Rehman Malik am Freitag in Islamabad dem pakistanischen TV-Sender Geo News. Baitullah, seine Frau, sein Bruder und sieben Leibwächter seien am Mittwoch in Zangar in Süd-Wasiristan ums Leben gekommen. Auch ein Taliban-Kommandeur und Berater von Baitullah bestätigte den Tod.
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Baitullah wird unter anderem beschuldigt, die frühere Premierministerin Benazir Bhutto ermordet zu haben. Die USA hatten ein Kopfgeld von fünf Millionen US-Dollar auf den 37-Jährigen ausgesetzt. Für die Regierung in Islamabad ist der Tod des Taliban-Chefs einer der größten Erfolge im Anti-Terror-Kampf in den letzten Jahren.
Bereits am Freitag kamen laut Zeitungsberichten tausende Anhänger Baitullahs in Nigosa zusammen, um einen Nachfolger zu bestimmen. Baitullah war Chef der Tehreek-e-Taliban (TTP), der größten Taliban-Formation des Landes. Er kommandierte etwa 20.000 Taliban-Kämpfer aus dem Mehsud-Stamm, der in Süd-Wasiristan an der afghanischen Grenze beheimatet ist. Mittwochnacht hatten unbemannte US-Flugzeuge zwei Raketen auf das Haus, in dem Baitullahs zweite Frau wohnte, abgefeuert. Schon im September 2008 etwa gab es Zeitungsberichte, der Taliban-Chef sei an Nierenversagen gestorben. Nur Wochen später tauchte Baitullah wieder auf.
Der Taliban-Chef soll gute Verbindungen zum Terrornetzwerk Al Kaida unterhalten haben. Eine ganze Kette blutiger Selbstmordanschläge mit einigen hundert Toten in Pakistan in den letzten zwei Jahren sollen auf das Konto seiner Organisation gehen. Die USA hatten in den letzten Monaten ihre Anstrengungen verstärkt, den TTP-Chef zu eliminieren.
Baitullah kämpfte als junger Madrassa-Schüler in den 1990er Jahren mit den Taliban in Afghanistan. Er ließ sich nicht fotografieren, angeblich aus religiösen Gründen, war allerdings nicht medienscheu und gab zahlreiche Interviews, unter anderem der BBC. Sein Tod schwächt die pakistanischen Taliban erheblich. Die vormals bunt zusammengewürfelte Truppe mit etwa 40 Führern wurde erst unter Mehsud zu einem schlagkräftigen Verband.
Gute Kontakte zur Kaida
Der einflussreiche Kommandeur wurde zu einem der gefürchtetsten Islamisten in Pakistan. Militär und Geheimdienst beschuldigten ihn, die Süd-Wasiristan zu einem sicheren Hafen für Al-Kaida-Oberste und afghanische Taliban-Führer gemacht zu haben.
Über Jahre hinweg hatten die USA Baitullah als geringere Bedrohung eingestuft als die Al-Kaida-Führer oder andere pakistanische oder afghanische Taliban-Chefs, weil er und seine Organisation nicht außerhalb Pakistans operierten. Die neue US-Regierung nahm jedoch mit ihrem neuen Fokus auf Afghanistan und Pakistan auch Baitullah ins Visier. Washington befürchtet, dass der wachsende Terror in Pakistan die ganze Region destabilisiert und den blutigen Aufstand in Afghanistan weiter am Kochen hält. Offenbar war der US-Druck auf Pakistan so groß, dass pakistanische Stellen dem US-Militär nun den Aufenthaltsort des Taliban-Chefs verrieten.
Mit Baitullahs Tod könnte sich die Sicherheitslage in Pakistan wieder etwas beruhigen. Allerdings hängt viel davon ab, wer nun zum Nachfolger von Baitullah bestimmt wird. Denn der TTP-Chef hat viele andere Stammesführer in seiner Region ausgeschaltet, so dass dort ein politisches Vakuum entstanden ist, in dem die Taliban erstarken konnten. Die islamistischen Extremisten werden es daher dort weiter leicht haben.