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Vor 20 Jahren wurde Schwedens Premier ermordet. | Polizei sucht noch immer Attentäter. | Kopenhagen. Am 28. Februar 1986 um 23.23 Uhr wurde Olof Palme in der Innenstadt von Stockholm ermordet. Er war mit seiner Frau und seinem Sohn auf dem Weg vom Kino nach Hause, als er aus kurzer Distanz niedergeschossen wurde. Später wurde ein Drogenabhängiger, Christer Petterson, in erster Instanz wegen des Mordes verurteilt. Frau und Sohn Palmes hatten in ihm den Todesschützen erkannt. Die zweite Instanz sprach Petterson aber frei. Die Polizei hatte der Familie vor der Gegenüberstellung einen Hinweis auf Petterson gegeben.
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Das schwedische Fernsehen hat zum 20. Jahrestag des Mordes einen Dokumentarfilm gedreht, der eine neue Variante präsentiert. Ein ehemaliger Freund Pettersons und eine weitere Person wollen beobachtet haben, wie Petterson Palme niederschoss. Bei dem Mord habe es sich aber um eine Verwechslung gehandelt. Petterson habe einen stadtbekannten Händler von Amphetaminen treffen wollen und den Mord im Auftrag von Konkurrenten des Händlers ausgeführt. Der Freund habe bisher aus Angst, selber umgebracht zu werden, nicht ausgesagt.
Bereits früher hatte der schwedische Journalist Gert Fylling behauptet, dass Petterson auf dem Todesbett den Mord an Palme gestanden habe. Er habe aber gesagt, dass er damit das schwedische Rechtssystem habe treffen wollen.
Palme hatte viele Feinde
Der Fall zog eine Unzahl von Verschwörungstheorien nach sich. Mal soll die schwedische Polizei hinter dem Mord gestanden haben, mal das südafrikanische Apartheidregime. Auch der israelische Geheimdienst Mossad und die amerikanische CIA wurden genannt. Palmes Biograf Björn Elmbrandt glaubt nicht an solche Theorien. "In der Zeit unmittelbar vor dem Mord war der Hass auf Palme so groß, dass ein Mordversuch durchaus wahrscheinlich war." Palme hatte sich im In- und Ausland mächtige Feinde geschaffen. Die USA hatte er wegen des Vietnamkrieges kritisiert und mit guten Beziehungen zu Fidel Castro und Palästinenserführer Jassir Arafat vor den Kopf gestoßen. Die Sowjetunion hatte er wegen ihres Einmarsches in die Tschechoslowakei kritisiert. Im Inland hatte er die Stellung der Gewerkschaften gestärkt und die der Arbeitgeber geschwächt.
Die Hoffnung auf eine Aufklärung des schwersten politischen Verbrechens der modernen schwedischen Geschichte ist noch nicht aufgegeben. 20 Jahre nach dem Mord arbeiten noch 14 Polizeibeamte an den Ermittlungen. Noch immer kommen Hinweise herein. Der Staat hat eine Belohnung von umgerechnet 5,3 Millionen Euro für Hinweise versprochen, die zur Verurteilung des Täters führen. Über 130 Schweden haben bisher angegeben, den Mord verübt zu haben.