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+++ Experte: Keine Gefahr für Touristen in der Türkei.
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Wien. Trotz der jüngsten Infektionen von Menschen in der Türkei mit dem tödlichen Vogelgrippe-Virus H5N1 hat das Außenministerium keine offizielle Reisewarnung ausgesprochen. "Völlig zu Recht", meint Heinrich Stemberger, Leiter des Wiener Instituts für Tropenmedizin. Wer sich in ein Endemie-Gebiet begibt, setzt sich laut dem Experten keiner Gefahr aus, solange er nicht Geflügel schlachtet oder füttert. Auch lokale Nahrungsmittel - etwa mit Hühnerfleisch - könne man gefahrlos essen.
Denn eine Übertragung der Krankheit vom Tier auf den Menschen ist nur durch Einatmen der Viren in die tiefsten Atemwege, die sogenannten Zilienbronchiolen, möglich. Das Virus befindet sich im Kot der Tiere und kann über den Mist in die Federn gelangen, eine Infektion des Fleisches ist daher laut Stemberger ausgeschlossen: "Als österreichischer Geflügelbesitzer hätte ich da schon mehr Angst vor der Vogelgrippe." Der Experte warnt vor dem kommenden Frühjahr: Das Virus sei sehr resistent, infizierte Zugvögel könnten über weite Strecken fliegen, ohne dass die Krankheit ausbricht und sie verenden. Heimisches Federvieh komme sehr leicht in Kontakt mit infizierten Tieren, die sich auf österreichischen Geflügelhöfen niederließen.
Gefahr durch Mutation
Eine große Gefahr für den Menschen ortet Stemberger dann, wenn sich ein Individuum gleichzeitig mit dem H5N1-Virus und einem bekannten menschlichen Virus infiziert. Durch eine Kreuzung der beiden Viren könne das Vogelgrippe-Virus mutieren, eine Übertragung von Mensch zu Mensch wäre dann sehr wahrscheinlich. "Eine Pandemie wird auf jeden Fall kommen, das ist nur eine Frage der Zeit", so der Experte. Da ein Impfstoff gegen eine mögliche Mutation nicht im Voraus entwickelt werden kann, rät er dazu, sich für den Ernstfall mit dem Medikament Tamiflu einzudecken. Diese wirke bei bereits bestehender Infektion mit Grippe-Viren.
Hintergrund unter http://www.wienerzeitung.at/vogelgrippe