Das Balaton-Combo ist ein Komödianten-Trio, das sein Publikum mit einer magyarischen Masche zu Lachstürmen hinreißt. Als Kunst- und Kultfiguren basteln die eigentlichen Wiener Árpád, Feri und Laci an ihren Legenden mit ungarischem Hintergrund. Eine davon: Das Trio verspeist rohes Paprika-Pulver rund um die Uhr. Manchmal essen die drei gleichsam als Gewürz auch einen kleinen Bissen Brot dazu.
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Balassagyarmat bei Kunszentmiklós gibt es nicht wirklich. In der Biografie des Balaton-Combo gilt der Phantasieort als Geburtsstätte der drei Mitglieder. "Ist es nämlich originalisch Mittälpunkt von Paprikaanbau auf Planet" erklärt Feri mit schwerem ungarischen Akzent seine Kunst-Welt. Und weiter: "Dort wird gezüchtet Pferd, was späta wird zusammquetscht mit Paprika zu Szalami".
Solche und ähnliche Verrücktheiten mit in sich verschlungenen sarkastisch-magyarischen Endlosgeschichten bilden den roten Faden der Programme des Paprika-Trios. Mit riesigen aufgeklebten Schnauzbärten und schwarzen Perücken schlüpfen die Protagonisten auf der Bühne in eine skurrile und überzeichnete Klischee-Identität der Ungarn. So sind laut eigener Angabe "alle drei mit selber Rozsi verheiratät, was hat acht Kinder, davon drei Buben und sechs Mädel."
Feri heißt mit bürgerlichem Namen Titus Vadon, spielt Schlagzeug und komponiert Musik für Film und Werbung. Er hat im Gegensatz zum Filmmusik-Produzenten Erwin Bader (Árpád) und Agenturbesitzer Peter Pansky (Laci) als einziger echt ungarische Wurzeln. Sein Vater und seine Mutter waren/sind echte Magyaren. Den beiden anderen Kollegen musste Titus/Feri den ungarischen Akzent als Bühnen-Markenzeichen erst mühsam beibringen.
Die Idee mit dem ungarischen Schmäh kam den dreien und ihrem Regisseur Klaus Pieber bei einem feuchtfröhlichen Gasthausbesuch. 1998 schaffte das Balaton-Combo den Durchbruch und füllt seither die Säle. Bis zu 120 Auftritte im Jahr galt es seither zu absolvieren. Derzeit ist sogar von einer eigenen Comedy-Show der Gruppe im Fernsehen die Rede. Auch ein Film ist geplant.
In der Verschmelzung eines kleinen Kerns von Realität und des ungarischen Nationalmythos über die Landnahme lautet die Gründungsgeschichte in der Balaton-Combo-Version: "War sehr trockene Stimmung in Puszta. War totalisch langweilig. Ist pletzlich aufgekommst großes Sandsturm und Menschen mussten fliehst. Kam große Leitvogel mit Namen Turul und hat geführt flüchtende und dürstende Volk in Csárda, was Schutz gibt. Aber Sturm hat gedauert sehr langä und deshalb war sehr viel fad in Csarda. Da ist gekommen großes Einfall von Istvan (Vater von Vater von Bridär von das Balaton Combo), und hat gegründet das Balaton Combo für machst Musik in Puszta Csárda für gegen fad. Bis heite supär." Seither hat großes Vogel Turul Denkmal bei Autobahn vor Budapest, weil hat gemacht so Befreiung und brachte Paprika.
Bei Turuls Paprika-Geschenken handelte es sich selbstverständlich nur um scharfe Sorten. Denn mild oder edelsüß "ist nur für degeneriertes westliches Volk." Dazu gehört die Combo keinesfalls und sie isst scharfen Paprika angeblich löffelweise. Feris Genusstipps: "Kannst gäben ihn in Kaffää oder Eierspeis, aber ist auch Duschgel und Medizin, was hilft gegen Prostata, Potenz und für Hämorrhoiden."
Es gibt zumindest Fotobeweise, dass Feri alias Titus guten ungarischen Schnaps tatsächlich mit aufgelöstem scharfem Paprika verdrückt. Beim in der Folge beschriebenen Paprika-Pulver-Test tat er das, ganz in seiner Rolle aufgehend, vor unseren Augen zumindest sieben Mal! Die wahrscheinlich viel höhere Zahl ist weder für Fotograf Robert Newald noch für Ihren Autor genau nachvollziehbar. Schließlich mussten wir im Sinne unserer Leser jedes Mal vor Beigabe des Paprikas durch Feri die Reinheit und Qualität des Schnapses selbst sorgsam überprüfen.
Bewertungskriterien. Noch vor dieser abschließenden Übung hatten wir mit Feri seine und der Balaton-Combo Qualitätskriterien für Paprikapulver festgelegt. Diese wurden nach dem Schulnotensystem bewertet:
Verpackung: "Je mehr rot, desto gut" und "nicht zu glatt, weil aus Hand rutschst", legte Feri ganz subjektiv fest.
Geruch: "Intensiv, herb, trocken" soll roter Paprika riechen und "keine halbstündige Niesen machen".
Rieselfreudigkeit: Pulvrig-gleichmäßig war hier das Prüfungskriterium. "Weil wenn zu viel Knödel, besonders anfällig auf grausige Madentier."
Schärfe und Geschmack: "Rund, scharf und gut, wenn nachbrännt. Darfst nicht rausschmeckst Rostschutzmittel", meinte Feri. "Gut ist, wennst spürst Feinheit auf Zunge von getrocknet bis gereibst." Überprüft wurden diese Nuancen auf der Grundlage von Schmalzbroten.
Zusammenfassung. Nachdem sich im "degenerierten Westen" nur vier Sorten scharfes Paprikapulver in den Handelsketten fand, griffen wir ausnahmsweise auch in ausländische Regale. Zwei Sorten aus einem Supermarkt in Sopron ergänzten unsere Test-Palette. Dort gibt es übrigens ein halbes Dutzend Paprika-Marken.
Feris Resumee: "Nicht alles ist Paprika, was rot ist". Da stach doch manchmal etwas vom Rostschutzmittel-Geschmack durch. Und im Ernst: Die Geschmacksunterschiede sind wirklich gewaltig. Und das Pulver aus Ungarn erwies sich bei diesem Test tatsächlich als besser. Mehr als ein halbes Dutzend Packungen mit rotem Paprika-Pulver ließen wir neben der komplett geleerten Schnapsflasche zurück. Laut Feri reicht die Menge gerade als "Frühstück für eine Person".
Ein Test-Kriterium nahmen wir schließlich doch nicht in den Prüfungskatalog auf: Feri strich sich nach ausreichendem Schnaps-Paprika-Konsum mit einem Pinsel ein Gemisch aus Hochprozentigem und rotem Pulver ins Gesicht. Ziel der Übung: Die Qualitäten als Kriegsbemalung kritisch hinterfragen. Und wozu braucht ein echter Magyar indianische Riten: "Hilft als Schutz, wennst jetzt gehst heim zur Frau."
Einzelergebnis
1. Platz: Gesamtnote 1,75
Füszer, 100g, Forint 269
Verpackung 1, Geruch 3,
Rieselfreudigkeit 2,
Schärfe/Geschmack 1
2. Platz: Gesamtnote 2
Házi Arany, 100g, Forint 289
Verpackung 2, Geruch 3,
Rieselfreudigkeit 2,
Schärfe/Geschmack 1
3. Platz: Gesamtnote 2,5
Spar, 100g, Euro 0,65
Verpackung 5, Geruch 2,
Rieselfreudigkeit 1,
Schärfe/Geschmack 2
4. Platz: Gesamtnote 3
Kotányi, 100g, Euro 1,09
Verpackung 4, Geruch 1,
Rieselfreudigkeit 4,
Schärfe/Geschmack 3
5. Platz: Gesamtnote 3,25
Clever, 140g, Euro 0,89
Verpackung 5, Geruch 2,
Rieselfreudigkeit 2,
Schärfe/Geschmack 4
6. Platz: Gesamtnote 3,5
Nyance, 100g, Euro 1,30
Verpackung 3, Geruch 2,
Rieselfreudigkeit 4,
Schärfe/Geschmack 5