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Papst-Botschaft für George W. Bush

Von Jean-Louis Doublet/Christian Spillmann

Politik

Washington/Vatikanstadt - George W. Bush zeigt sich gern als gläubiger Christ. Der US-Präsident geht fleißig in die Kirche, kann Bibelverse zitieren und spart auch in seinen Reden zum Irak nicht mit religiösen Anspielungen. Dass der Methodist mit seinen Kriegsplänen aber fast die gesamte christliche Gemeinde gegen sich aufbringen würde, damit hätte der Staatschef wohl nicht gerechnet. Katholiken wie Protestanten versuchen derzeit alles, um Bush von einem Militäreinsatz gegen den Irak abzubringen.


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Der berühmteste Kirchenvertreter, Papst Johannes Paul II., schickte Mittwoch einen Vertreter mit einer Botschaft nach Washington. Ob Kardinal Pio Laghi im Weißen Haus zu Bush vorgelassen wird, darüber schwieg sich das Weiße Haus im Vorfeld aus. Bisher sei dies nicht vorgesehen, sagte Präsidentensprecher Ari Fleischer noch am Montag. Vermutlich wird Laghi aber dann doch mit einer Stippvisite bei Bush rechnen können. Denn der Papst hat für die Mission nicht zufällig einen engen Freund von George Bush senior, dem früheren US-Präsidenten, gewählt. Laghi war von 1980 bis 1988 päpstlicher Nuntius in Washington.

Aber dass Bush sich überzeugen lässt, ist unwahrscheinlich. Denn der US-Präsident sieht sich als Erfüller einer großen Aufgabe: Die Welt müsse "vom Übel befreit werden", sagte Bush nach den Anschlägen vom 11. September. Dagegen fürchten viele Christen im Falle eines Krieges, dass sich Theorie vom "Kampf der Kulturen" bewahrheitet. Anstatt die Stimmen aus den Kirchen ernst zu nehmen, relativiert Bushs Sprecher die ablehnende Haltung des Papstes zu einem Irak-Krieg als eine von vielen Meinungen.

Aber im Zusammenhang mit dem Irak-Konflikt schenkt der Christ Bush den Kirchenvertretern kein Gehör. Seit langem versucht der Nationale Kirchenrat (NCC) der USA einen Termin beim Staatsoberhaupt zu bekommen - ohne Erfolg. Der NCC, ein ökumenischer Zusammenschluss, in dem fast alle protestantischen Kirchen vertreten sind, setzt sich intensiv gegen einen Krieg ein und war auch schon beim Papst vorstellig.

Wie eng sich Bush mit dem Glauben verflochten fühlt, hielt sein ehemaliger Redenschreiber David Frum in seinen Memoiren mit einem Zitat des Präsidenten fest: "Es gibt nur einen Grund, warum ich im Weißen Haus bin: Ich habe zum Glauben gefunden", sagte Bush demnach. "Ich habe Gott gefunden, ich bin hier durch die Macht des Gebets."

Papst Johannes Paul II. hat dazu aufgerufen, am Aschermittwoch gegen einen Irak-Krieg zu beten und fasten. Aber dies werde Bush nicht von seiner Entscheidung abbringen, den irakischen Machthaber Saddam Hussein wenn nötig mit Waffengewalt zu stürzen, sagte Fleischer vergangene Woche.

Sollte seine Botschaft nicht ankommen, würde der Papst sich notfalls höchstpersönlich zum UNO-Sicherheitsrat in New York begeben - trotz seines hohen Alters und seiner körperlichen Schwäche. Aber den Kampf gegen einen Irak-Krieg hat sich der 82-Jährige nun einmal auf die Fahne geschrieben, sagt Laghi. Wenn es um den Irak ging, habe der Papst stets mit lauter, fester Stimme gesprochen.