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Papst hofft auf Frieden in Nahost

Von WZ Online

Politik

Papst Benedikt XVI. und der Lateinische Patriarch von Jerusalem, Fouad Twal, haben zu Weihnachten zum Frieden im Nahen Osten aufgerufen. Er bete dafür, dass in dem Land, "in dem Jesus gelebt und das er zutiefst geliebt hat", Frieden einkehre, dass "Hass und die Gewalt enden" und "Verstehen erwache", sagte das Oberhaupt der katholischen Kirche bei der Christmette im Petersdom in Rom.


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Wer an den Geburtsort Jesu, Bethlehem, denke, der bete auch darum, dass dort Frieden werde, sagte der Papst. Es gehe darum, dass dort jener Friede einkehre, "von dem die Engel in jener Nacht gesungen haben", sagte Benedikt eindringlich. Er soll nach Informationen der italienischen Zeitung "Il Foglio" im Mai des kommenden Jahres eine längere Reise in das Heilige Land - Jordanien, Israel und die Palästinenser-Gebiete - unternehmen. Der Vatikan bestätigte die geplante Nahost-Reise bisher nicht offiziell.

In seiner Predigt gedachte der 81-jährige Papst Benedikt auch der Kinder, "denen die Liebe der Eltern versagt ist", der Straßenkinder, Kindersoldaten sowie der Kinder, "die durch die Porno-Industrie und durch all die schändlichen Formen des Missbrauchs bis in die Tiefe ihrer Seelen verwundet werden". Die Feiern zur Geburt von Jesus seien auch ein Aufruf, "alles zu tun, damit die Not dieser Kinder ende". Kritische Beobachter merkten allerdings an, dass der Papst die zahlreichen Fälle von Kindesmissbrauch durch katholische Priester nicht erwähnte.

Gebete in Jerusalem

Alle Menschen hätten ein Recht auf Frieden, der Frieden sei die "Lösung für alle Konflikte und Streitigkeiten", sagte Patriarch Twal während der Mitternachtsmesse in der Geburtskirche Jesu in Bethlehem in der Nacht auf Donnerstag. Kriege brächten keinen Frieden, Gefängnisse keine Stabilität, und die "höchste aller Mauer" keine Sicherheit, sagte der aus Jordanien stammende neue Lateinische Patriarch in Anspielung auf die von Israel errichtete, acht Meter hohe Mauer, die Bethlehem von Jerusalem trennt.

Twals Vorgänger, der christliche Palästinenser Michel Sabbah, hatte sich immer wieder kritisch über die israelische Besatzung geäußert. Er hatte sich im Frühjahr nach mehr als 20 Jahren aus dem Amt zurückgezogen. An der Christmette in Bethlehem nahmen neben Tausenden Gläubigen aus aller Welt mit Mahmoud Abbas traditionell auch der Palästinenser-Präsident sowie andere palästinensische Politiker teil.

Die gesamten Weihnachtsfeierlichkeiten im Heiligen Land fanden unter scharfen Vorkehrungen palästinensischer Sicherheitskräfte statt. Twal hatte vor der Mitternachtsmesse die christliche Prozession von Jerusalem nach Bethlehem angeführt. Die Geburtskirche steht an der Stelle, an der der christlichen Überlieferung nach Jesus geboren wurde.

Von Frieden in der Region konnte auch zu Weihnachten 2008 nicht die Rede sein: Nach den jüngsten massiven Raketenangriffen militanter Palästinenser auf Israel drohte der israelische Verteidigungsminister Ehud Barak der radikal-islamischen Hamas-Bewegung im Gaza-Streifen mit Vergeltung. Die Hamas sei für die Angriffe verantwortlich und werde dafür einen "hohen Preis" zahlen, sagte Barak am Mittwochabend im israelischen Fernsehen.

Die Palästinenser-Organisation hatte zuvor Südisrael unter heftigen Beschuss genommen. Seit Dienstagabend schlugen mehr als 70 Raketen und Granaten aus dem Gaza-Streifen im israelischen Grenzgebiet ein. Als Antwort flog die israelische Luftwaffe am Mittwochabend nahe Rafah einen Luftangriff auf radikale Palästinenser. Ein 23-jähriges Mitglied des bewaffneten Arms der Hamas wurde getötet, vier weitere Palästinenser wurden verletzt.

(APA)