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Papst Johannes Paul II. auf den Spuren des Apostels Paulus

Von Peer Meinert

Politik

Rom - Alt und schwach ist der Papst, doch ausgerechnet jetzt bricht er zu einer seiner wohl schwierigsten Reisen auf. Griechenland, Syrien, Malta wird er vom 4. bis 9. Mai besuchen und 18 Reden halten. Ein solches Programm muten sich sonst nur Politiker und Top-Manager zu. "Wie er das durchstehen will, ist manchen ein Rätsel", meint ein Vatikan-Insider. Doch nicht nur die körperlichen Strapazen bereiten Kopfzerbrechen. Noch nie zuvor hat eine Landeskirche dem Papst derart die kalte Schulter gezeigt: "Die Synode der Bischöfe der Orthodoxen Kirche Griechenlands hat beschlossen, sich dem Besuch nicht zu widersetzen", heißt es in einer offiziellen Erklärung. Wegen der theologischen Differenzen könne es kein gemeinsames Gebet geben. Das kommt einem Affront gleich.


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97 Prozent der zehn Millionen Griechen sind orthodox, nicht einmal 100.000 Katholiken. Johannes Paul II. kommt als Oberhaupt einer kleinen Minderheit nach Griechenland. Doch der fast 81-Jährige lässt sich nicht beirren. Das Zusammenrücken der Kirchen wird zu seinem zentralen Altersthema - trotz schmerzlichen Rückschlägen. Allein, dass er als erster Papst seit der Kirchenspaltung 1054 nach Athen reist, ist für Johannes Paul eine Genugtuung - fast schon ein Erfolg.

Zwar gibt es im Glauben keine nennenswerte Differenzen zwischen Orthodoxen und römischen Katholiken, auch die Unterschiede in der Liturgie ließen sich überbrücken. Doch den Papst als Kirchenoberhaupt anerkennen - das lehnen die Orthodoxen nach wie vor strikt ab. Immerhin: In Athen ist auch ein Treffen mit Erzbischof Christodoulos, dem griechischen Primas, geplant. Der Ökumenische Patriarch Bartholomaios I. von Konstantinopel, das Oberhaupt der Weltorthodoxie, hat an die Gläubigen appelliert, von Protesten gegen den Papst Abstand zu nehmen.

"Auf den Spuren des Apostel Paulus", so nennt der Vatikan die "Pilgerfahrt". Gleich am Freitag besucht der Papst den Areopag - von diesem Hügel unweit der Akropolis hatte Paulus vor zwei Jahrtausenden seine berühmte Missionsrede an die Athener gerichtet. Die Kirche hat Paulus viel zu verdanken. Er war der große Organisator, seine Missionsreisen nach Kleinasien, Zypern und Griechenland legten ein Fundament der neuen Bewegung.

Auch in Syrien geht es um Paulus. Bei Damaskus hatte der ursprüngliche Christenverfolger, der sich damals noch Saulus nannte, eine Vision. Der Überlieferung zufolge erschien ihm der gekreuzigte Jesus von Nazareth. "Saul, Saul, was verfolgst Du mich?" soll die Stimme gerufen haben. Aus Saulus wurde Paulus, der Apostel.

In Damaskus plant Johannes Paul eine historische Geste: Als erster Papst der Geschichte betritt er eine Moschee. Am Sonntag besucht er die Große Omayyaden-Moschee aus der Zeit der ersten Kalifen-Dynastie. Das 1300 Jahre alte Gebäude zählt zu den prächtigsten Moscheen der Welt. Hier spricht der Papst auch mit hohen islamischen Repräsentanten. 90 Prozent der 15 Millionen Syrer sind moslemisch, neun Prozent Christen. Auch eine politische Demonstration steht in Syrien auf dem Programm: Der Papst fährt eigens auf die Golan-Höhen, die Israel seit 1967 besetzt hält, und will dort beten. Von hier aus dürfte er auch eine Friedensbotschaft an die Konfliktparteien im Nahen Osten richten.

Der Inselstaat Malta ist für den Papst die letzte Station seiner 93. Auslandsreise. Auch für Paulus war dies der letzte Stopp vor Rom. Doch da war der Apostel bereits Gefangener und sah seinem Prozess entgegen. In Rom wurde Paulus enthauptet - einer der frühen christlichen Märtyrer.