Johannes Paul II. empfiehlt in einem Brief an Helmut Türk, den neu akkreditierten österreichischen Botschafter beim Heiligen Stuhl, die Suche nach einem Wertekonsens.
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Der vom rekonvaleszenten Pontifex eigenhändig unterschriebene Text ist mit 7. März 2005 datiert und beginnt mit dem Wunsch, "dass die viele Jahrhunderte alten und traditionell guten Beziehungen zwischen Österreich und dem Heiligen Stuhl sich auch in Zukunft als tragfähige Grundlage einer fruchtbaren Zusammenarbeit von Staat und Kirche zum Wohl der Menschen erweisen werden".
Österreich sei, schreibt der Papst weiter, aus einem Grenzland zu einem "Brückenland" geworden und "zum politischen Handeln in einem größeren europäischen Kontext berufen". Er nennt den Dialog der Weltreligionen, zu dem Österreich Hilfestellungen leiste, und die EU-Osterweiterung, die das Land "mutig gefördert und aktiv begleitet" habe, und betont: "Wenn Österreich es versteht, unter den Bedingungen des Heute engagiert an seine große völkerverbindende Tradition anzuknüpfen, wird es in Gegenwart und Zukunft Europa und der Welt viel zu geben haben."
Schließlich stellt der Papst "mit Zufriedenheit fest, dass in Österreich eine bewährte und fruchtbare Partnerschaft von Staat und Kirche zum Wohle und Nutzen aller Bürgerinnen und Bürger besteht, unabhängig von ihrer Konfessions- und Religionszugehörigkeit". Ausdrücklich lobt er die Regierung Österreichs für "eine Reihe familienfördernder Maßnahmen".
Botschafter Türk betonte in einer ersten Grußadresse an den Heiligen Vater, der nach seinem Spitalsaufenthalt am Palmsonntag wieder in den Vatikan zrückkehren will: "Europa und die Welt wissen in großer Dankbarkeit um die unschätzbaren Dienste, die Eure Heiligkeit hinsichtlich der Schaffung eines gesamteuropäischen Raumes der Freiheit, der Gerechtigkeit und des Friedens geleistet hat".
Der Katholischen Kirche komme für die europäische Wertegemeinschaft fundamentale Bedeutung zu, da sie "Sinn stiftend zu wirken und Identität zu vermitteln" vermöge.