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Paranoia made in Germany

Von Francesco Campagner

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"Wissen Sie eigentlich, was heute in Berlin der Liter Super kostet?" Eine der ersten Fragen des TV-Duells Schröder-Merkel war typisch für ein Land in tiefer Depression. Die prekäre Stimmungslage in Deutschland kann man seit Wochen im Fernsehen verfolgen: Ganz gleich, ob Sender in Supermärkten filmen (wo sich Großpackungen beim Preisvergleich mit ihren kleineren Varianten als teurer entpuppen) oder mit versteckter Kamera in Banken, wo Reporter mit gefälschten Unterschriften problemlos Geld von fremden Konten abheben. Die Bürger sind schockiert, fühlen sich betrogen, denn das schwer verdiente Geld scheint eine allzu leichte Beute für Gauner zu sein. Wer noch nicht paranoid ist, kann es nach solchen Berichten leicht werden.

Montagabend beleuchtete RTL ein zutiefst menschliches Problem: die Polizei bekommt die "Wildpinkler" nicht in den Griff, trotz Strafen von 50 Euro pro Harnlassen. Hochwasser made in Germany. Einige Kanäle weiter: "Hartz IV" macht Arbeitsunwilligen Beine. Allerdings nur für kurze Zeit. Der Berufs-Arbeitslose verschuldet sich während seines Kurzauftrittes am Arbeitsmarkt noch mehr und versteht nach seiner Kündigung die Welt nicht mehr. Sie hat sich verändert.