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Paris bringt EdF nun an die Börse

Von WZ-Korrespondent Christian Giacomuzzi

Wirtschaft

Erste Notierung bis 21. November. | Einnahmen bis zu 7 Mrd. Euro erwartet. | Paris. Nach mehrmaligen Aufschüben und widersprüchlichen Ankündigungen ist es nun soweit: Am Montag gab der französische Premierminister Dominique de Villepin bekannt, dass der staatliche Energiekonzern Electricite de France (EdF), der in Österreich mit einer Sperrminorität an der steirischen EStAG beteiligt ist, an die Pariser Börse gebracht wird.


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15 Prozent privatisiert

Zum Verkauf stehen ab kommenden Freitag 15 Prozent des Energiekonzerns. Die Transaktion soll nach Angaben von Finanzminister Thierry Breton durch eine Kapitalerhöhung durchgeführt werden und spätestens am 21. November in eine erste Börsennotierung münden. Die erwarteten Einnahmen bezifferte Breton mit maximal 7 Mrd. Euro. Wie um den zu erwartenden Kritiken der Linksparteien und Gewerkschaften vorzubeugen, sicherte Premier Villepin zu, dass der Staat eine "dauerhafte Beteiligung" von "nicht weniger als 85 Prozent" am EdF-Kapital behalten werde, obwohl er gesetzlich das Recht hat, bis zu 30 Prozent des Betriebs zu verkaufen.

Aktien für Mitarbeiter

Gleichzeitig reservierte die Regierung 15 Prozent der zum Verkauf angebotenen Aktien den 160.000 Lohnempfängern des Betriebs und unterzeichnete ein Abkommen mit der Betriebsleitung, das die Beibehaltung der Versorgungspflicht für die EdF vorsieht. In den Absichten der konservativen Regierung soll der 1946 gegründete Energiekonzern, der allein in Frankreich 27,6 Millionen Kunden zählt, auch nach dem Börsengang ein "öffentlicher Dienst" bleiben.

Ein weiterer Schwerpunkt im Zuge des Privatisierungverfahrens ist ein massiver Investitionsplan, der in den Bereichen der Produktion und des Vertriebs 40 Mrd. Euro Ausgaben in der Zeitspanne zwischen 2006 und 2010 vorsieht. Allein in Frankreich soll durch die Investitionen nach Angaben des EdF-Geschäftsführers Pierre Gadonneix die Stromproduktion um 5000 Megawatt gehoben werden, was der Kapazität von fünf Atomkraftwerken entspricht.

Geplant ist nicht nur die Renovierung der überalterten AKW, sondern auch die Errichtung der neuen Druckwasserreaktoren EPR. Zusätzliche Investitionen sind in Großbritannien, Deutschland, Italien und in weiteren wachstumsfähigen Regionen geplant.

Kritik der Linksparteien

Wenn Premier Villepin auch betonte, dass die Transaktion "ein schönes Beispiel für einen Volksaktienbesitz" sein werde, die es den Franzosen erlaube, "Direktaktionäre" dieses Unternehmens zu werden, so übten die Linksparteien dennoch heftige Kritik. Kommunistenchefin Marie-George Buffet (PCF) rief die gesamte Linke zum geeinten Protest auf, die trotzkistische "Kommunistische Revolutionäre Liga" (LCR) kündigte eine "allgemeine Mobilmachung" an. Sozialistenchef Francois Hollande bezeichnete das Projekt als "groben wirtschaftlichen und politischen Fehler". Auch Francois Bayrou, Chef der zentrumsbürgerlichen Regierungspartei UDF, äußerte Vorbehalte. Die Kapitalöffnung beinhalte "viele Risiken und Drohungen", denn sie werde zu Interessenkonflikten zwischen dem Staat und den Minderheitsaktionären führen, meinte Bayrou. Dies werde sich auf die Strompreise negativ auswirken, zumal diese gegenwärtig "60 Prozent unter dem Marktwert liegen".

EdF-Chef Gadonneix verpflichtete sich unterdessen, die Stromtarife in den nächsten fünf Jahren nur um das Ausmaß der Inflationsrate zu erhöhen. Im Vorjahr erzielte EdF einen Gewinn von 1,34 Mrd. Euro und erwirtschaftete einen Umsatz von 46,9 Mrd. Euro. Allerdings ist der Betrieb mit 19,06 Mrd. Euro verschuldet.