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Paris Hiltons Bildungsauftrag

Von Christina Böck

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Da hat man einen gutgelaunten Tag, hat alle Betablocker genommen, das Lavendelsackerl ausgiebig beschnuppert - kurz, die Stimmung ist gut. Doch selbst dann ist das Ende der Friedfertigkeit nur einen Klick entfernt. Das Soziale Medium Twitter ist bereits seit einiger Zeit ein Garant dafür, dass die Welt schleunigst wieder in vor Gehässigkeit triefenden Scherben liegt. Der Kurznachrichtendienst hat sich zu einer Wutmaschinerie entwickelt, die von einem Perpetuum Mobile der Empörung über Tatsachen und Mutmaßungen und der heißen Luft der Moralpredigten angetrieben wird. Oder anders formuliert: Spaß macht dieses "soziale" Medium schon lange nicht mehr. Zumindest nicht in der österreichisch besetzten Variante.

Man muss den Blick weiter schweifen lassen, und zwar an ganz und gar unerwartete Stelle, um sich ein wenig mit Twitter zu versöhnen. Paris Hilton, ja genau, die pinke Hotelerbin mit den überschaubaren Talenten und dem Hund in der Tasche, hat jüngst eine fabelhafte Antwortenkette in Gang gesetzt. Sie postete ein Foto von sich selbst mit Pelz und dümmlich-leerem Blick und forderte auf: "Erzählt mir etwas, das ich noch nicht weiß ..." Nur wenige verwandelten den aufgelegten Elfer in Bösartigkeit, die meisten bemühten sich tatsächlich um überraschende Fakten, die in herrlich-absurde, vergnüglich-unterhaltsame Dialoge mündeten. Nun weiß nicht nur Paris Hilton, dass die meisten Toiletten in Es-Dur spülen. Ein Bildungsauftrag, bei dem sich der ORF etwas abschauen könnte.