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Seit 2000 wurden die Siegesgöttinnen auf dem Parlament aufwendig renoviert. | Wien. Seit neun Jahren steht ein kleines Häuschen auf dem Hohen Haus. Dies ist nicht etwa die österreichische Antwort auf die Wohnungsnot, wie Schweizer Touristen einmal scherzten. Vielmehr werden darin die Quadrigen aufwendig renoviert. In den nächsten Tagen wird die Restauration der bronzenen Plastiken abgeschlossen.
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Metallrestauratorin Elisabeth Krebs und ihre Mitarbeiter haben sich jedes Jahr einen der acht Vierspänner mit der Siegesgöttin Nike vorgenommen (nur im Jahr der österreichischen EU-Ratspräsidentschaft ruhten die Arbeiten). Dabei kämpften sie einerseits mit dem Schmutz der vergangenen 120 Jahre, andererseits mit dem Pfusch der damaligen Handwerker.

So war Nikes Mantel, der unten offen war, randvoll mit Taubenkot. Äußerlich mussten die Figuren mit einem Skalpell Zentimeter für Zentimeter von einer mit Schadstoffen kontaminierten Schlackeschicht befreit werden - eine Folge davon, dass das Parlament bis 1996 mit Kohle beheizt wurde, wie Krebs erläutert. Um die Skulpturen vor derartigen Immissionen zu schützen, werden die Quadrigen mit einer Heißwachsschicht überzogen - bei Juli-Temperaturen keine sehr angenehme Arbeit.
Eisen sprengt Bronze
Doch auch die Verarbeitung der rund acht Tonnen schweren Plastiken machte den Restaurateuren zu schaffen. Zwar wurde äußerlich auf jedes Detail geachtet, im Innern wurden jedoch - weil dem damaligen Gießer das Geld ausging - billige Eisenstreben benutzt. Weil das Eisen im Laufe der Zeit korrodierte und sich dabei ausdehnte, sprengte es die Bronzekunstwerke an einigen Stellen. Auch mussten zahlreiche, bis zur Unkenntlichkeit verrostete Verbindungsschrauben erneuert werden.
Die Restauration jeder Quadriga kostete rund 336.000 Euro, mit Gerüstung, Spengler- und Elektrikerarbeiten 550.000, wie Josef Andres von der Gebäudeverwaltung des Parlaments erklärt.