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Parteichef mit Ablaufdatum

Von Wolfgang Zaunbauer

Politik

Nachfolge noch offen. Favoriten bringen sich bereits in Stellung.


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Wien. Nächstes Jahr muss er gehen, ob er will oder nicht. Dann wird Josef Ackerl 20 Jahre in der oberösterreichischen Landesregierung gesessen sein. Genug, finden manche Genossen und drängen auf eine baldige Klärung der Nachfolge an der Spitze der oberösterreichischen SPÖ. Damit hat es Ackerl allerdings nicht wirklich eilig.

Aus dem Umfeld des Landeshauptmannstellvertreters und Soziallandesrats lautet die Standardantwort auf die Frage nach dessen Rücktritt, dass man zuerst abwarten wolle, wen die ÖVP in die Landtagswahl 2015 schickt. Schließlich wolle man niemanden verheizen. Ackerl selbst hat im Vorjahr angekündigt, "zu 99 Prozent" 2013 auszuscheiden, und auch unlängst erklärt, "dass ich nicht mehr als Spitzenkandidat in die Wahl gehen werde". Eine Hintertür, selbst noch einmal in die Wahlschlacht zu ziehen, gibt es damit nicht.

Das würde es allerdings auch mit den Parteifreunden nicht spielen. "Selbst wenn er beim Parteitag 2013 noch einmal antritt, wird er nicht gewählt", sagt ein Insider zur "Wiener Zeitung". Dem heute 66-Jährigen wird nicht zugetraut, Landeshauptmann Josef Pühringer (ÖVP) oder dessen eventuellen Nachfolger (diesbezüglich lässt sich Pühringer noch nicht in die Karten schauen), herauszufordern.

Damit stellt sich die Frage, wer Ackerl als oberösterreichischer SPÖ-Chef beerben soll. Aussichtsreichster Kandidat ist wohl Reinhold Entholzer. Der 53-Jährige ist seit Mai Verkehrslandesrat und wurde damit über Nacht zum heißesten Anwärter. Die Vorteile Entholzers: Er kann mit allen. Als ÖBBler und Gewerkschafter ist er bei den Roten fest verankert. Allerdings hat er auch einen gewissen bürgerlichen Background (sein Bruder Walter saß für die ÖVP im Landtag), was ihn für Schwarz und Blau nicht ungefährlich macht. Zwar reißt sich Entholzer nicht um die Parteispitze, ließe sich aber durchaus bitten. Vorausgesetzt, dass ihn auch die mächtigen Ortsgruppen in den Statutarstädten Linz, Steyr und Wels unterstützen.

Für Steyrs Bürgermeister Gerald Hackl ist Entholzer der absolute Favorit auf den Chefposten, obwohl er noch im Vorjahr einen ganz anderen favorisiert hat: Frank Schneider, Vorstand der Landeswohnungsgenossenschaft Lawog. Dieser gilt allerdings als chancenlos, weil sowohl die Linzer SPÖ, als auch die Gewerkschaften gegen ihn sind.

Ein Name, der auch häufig genannt wird, ist Christian Forsterleitner, Landesobmann des Bundes Sozialdemokratischer Akademiker. Der Linzer Gemeinderat ist mit 35 Jahren allerdings wohl eher ein Kandidat für die Nachfolge des Ackerl-Nachfolgers.

Kaum Chancen für die Kronprinzessin

Oder der Nachfolgerin. Als Ackerls Wunsch-Kandidatin und Kronprinzessin galt nämlich Nationalratsabgeordnete Sonja Ablinger. Die Chefin der oberösterreichischen SPÖ-Frauen teilt mit ihrem Mentor, dass sie eine prononciert linke Politik vertritt und damit auch immer wieder mal von der Parteilinie abweicht. Das macht sie aber nicht bei allen beliebt, weshalb ihre Chancen auf den Landesvorsitz gering sind.

Ganz im Gegensatz zu Gertraud Jahn, die seit dem Vorjahr den SPÖ-Klub im Linzer Landtag führt. Auch ihr wird von vielen die Parteiführung zugetraut. Sollte sie da das Rennen nicht machen, gilt sie aber zumindest als Favoritin auf die Nachfolge Ackerls als Soziallandesrätin.

Geht es nach dem gerade erst zurückgetretenen Verkehrslandesrat Hermann Kepplinger, soll allerdings eine ganz andere Frau die roten Zügel in Oberösterreich übernehmen: Nationalratspräsidentin Barbara Prammer. "Sie kennt die Landespolitik, ist eine verlässliche Sozialdemokratin, hat Charisma und viel Ausstrahlung", wird Kepplinger kürzlich im "Kurier" zitiert. Auch andere prominente Rote würden Prammer als Zugpferd begrüßen. Allerdings dürften diese Hoffnungen vergebens sein, denn Prammers (bislang freilich noch nicht öffentlich erklärtes) Ziel ist nichts weniger als die Bundespräsidentschaft 2016.

Ackerl selbst hält sich in der Debatte um seine Nachfolge zurück - wohl auch, weil er gerne noch etwas bleiben würde. Dabei war sein Abschied aus der Politik schon einmal so gut wie fix. Bereits im Jahr 2009 wollte er sich nach der Landtagswahl zurückziehen, sprang dann aber ein, als Erich Haider nach dem Wahldebakel (minus 13,4 Prozent) das Handtuch warf.

Eine Interimslösung, die keine sein will

Viele sahen in ihm damals eine reine Interimslösung, doch das wollte Ackerl keineswegs sein. Stattdessen ging er die Erneuerung der oberösterreichischen SPÖ an. Das Ergebnis des Reformprojekts "morgen.rot" ist eine deutlich modernisierte und verjüngte Parteistruktur. Seinem Nachfolger wird Ackerl jedenfalls einen ordentlich bestellten Hof übergeben, auch wenn man mit 21 Prozent in den Umfragen auf Landesebene deutlich schlechter liegt als auf Bundesebene.

Dort wird man wohl nicht ganz unfroh sein, den oberösterreichischen Querulanten bald los zu sein. Ackerl trat wiederholt als linkes Gewissen der SPÖ auf und nahm sich auch gegenüber der Parteiführung kein Blatt vor den Mund. So warf er etwa Bundesgeschäftsführerin Laura Rudas Inkompetenz vor, Bundeskanzler Werner Faymann kritisierte er für dessen fehlende Unterstützung für Verteidigungsminister Norbert Darabos nach dessen Israel-Kritik.