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Partnerschaft mit Hindernissen

Von Georg Friesenbichler, Teheran

Politik

Das Interesse von Investoren am Iran werde sehr wesentlich vom Fortschritt der Reformen im Land abhängen, machte Bundespräsident Thomas Klestil bei der Eröffnung des iranisch-österreichischen Wirtschaftsforums in Teheran die politisch-ökonomische Dimension seines Staatsbesuches deutlich.


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Im Iran tobt bekanntlich ein Machtkampf zwischen konservativen Klerikalen und Reformkräften. Aber auf dem Weg zur viel beschworenen Partnerschaft warten noch andere Hindernisse. Österreich steht in den Handelsbeziehungen mit dem Iran im europäischen Vergleich gar nicht so gut da, sondern liegt bei den Exporten eher auf den hinteren Plätzen.

Karl Hartleb, Handelsdelegierter in Teheran, warnt gegenüber der "Wiener Zeitung" allerdings davor, den statistischen Augenschein überzubewerten. "Die Zahlen sind ein bisschen schwer zu lesen", verweist er auf vielschichtige Gründe, die die Position Österreichs schlechter erscheinen lassen, als sie tatsächlich ist. Denn immerhin dürfte das Exportvolumen im Jahr 2003 (endgültige Zahlen liegen noch nicht vor) die 300-Mill.-Euro-Grenze überschritten haben, was eine Steigerung von mehr als 30% gegenüber 2002 bedeuten würde.

Dem stehen allerdings bloß Waren im Wert von 17 Mill. Euro - von Teppichen bis zu Früchten - gegenüber, die der Iran nach Österreich ausführt. Diese für den Iran negative Handelsbilanz ließ denn auch sowohl Präsident Mohammed Khatami als auch seinen Industrieminister beim iranisch-österreichischen Wirtschaftsforum die Notwendigkeit betonen, hier mehr Ausgleich zu schaffen.

Ausgewogenere Handelsbilanzen hat der Iran mit anderen europäischen Ländern aufzuweisen, etwa mit Italien. Dort rührt der starke Import aus dem Iran aber vor allem aus dem Bezug von Erdöl her, erläutert Hartleb. Wirtschaftskammer-Präsident Christoph Leitl sieht daher auch für Österreich die Chancen für den Iran nur im Energiebereich. Ein bereits bestehender Plan, an dem ein Konsortium unter Führung der OMV arbeitet, könnte Abhilfe schaffen - die Verlängerung einer Gas-Pipeline von der Türkei nach Europa werde ein Investitionsvolumen von 4 Mrd. Euro bringen.

Einen weiteren Kritikpunkt der Iraner, die mangelnden Direktinvestitionen in den letzten Jahren, sieht Leitl nun weitgehend ausgeräumt - die Verabschiedung von Abkommen zu Investitionsschutz und Doppelbesteuerung werde den Weg für Unternehmen in den Iran leichter machen, glaubt er. Ein weiteres Hemmnis versuchte Leitl mit dem Hinweis auf österreichische Verlässlichkeit und Qualität auszugleichen. Österreichs Unternehmen müssen sich nämlich dem harten internationalen Preis-Leistungs-Vergleich stellen - den Russen etwa oder den Chinesen, die im Iran gegen Siemens antreten.

Infrastruktur, Umwelt und Konsumgüter sind laut Leitl die Bereiche, in denen Österreich besonders punkten könnte. Im letzteren Bereich, namentlich der Zulieferindustrie für die Automobil-Sparte, wünscht sich Leitl Kooperationen von mittelständischen Unternehmen beider Länder, so genannte "Cluster-Organisationen". Im gleichen Bereich erhofft sich auch Burgenlands Landeshauptmann Hans Niessl, ein etwas überraschender Begleiter eines Staatsbesuchs, Entwicklungschancen für sein Bundesland. Er will mit einem Technologiezentrum iranische Investoren anlocken.

Immer wieder weisen Klestil und Leitl ebenso wie ihre Gastgeber darauf hin, dass es nicht nur um den knapp 70 Millionen Menschen großen Markt des Iran selbst, sondern auch um die Stellung in der ganzen Region geht, in der rund 300 Millionen Menschen leben. Der Iran rechnet sich sowohl in Afghanistan als auch im Irak Chancen aus. Die Österreicher wiederum erhoffen sich von diesem Staatsbesuch einen ähnlichen Effekt wie bei den früheren Klestil-Visiten in Regionen, in denen der Staatseinfluss auf die Ökonomie gross ist. Im Gefolge der Besuche in China, Russland und Saudi-Arabien erhöhten sich die Exporte in diese Länder deutlich.