Für einen mittleren Sturm im Wasserglas der medialen Sommerlochdebatte sorgte Bildungsministerin Elisabeth Gehrer, als sie der Jugend ein Übermaß an Hedonismus und Lebensfreude auf Kosten des Generationenvertrags vorwarf. Was prompt folgte, war eine lebhafte Debatte von der Spitze der Republik herab über die Werte junger Menschen, die auch von manch skurrilem Beitrag - wie etwa einer Steuer auf Verhütungsmittel - nicht frei blieb. Diese auch noch Vergnügungssteuer zu nennen, unterblieb dann aber doch.
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"Die Gesellschaft muss überlegen, welchen Stellenwert Kinder und Familie in unserem Wertegefüge haben und ob double income - no kids der Lebenszweck sein kann", beharrte Gehrer auch gestern gegenüber der APA auf der Sinnhaftigkeit der von ihr unter dem Motto "Kinderkriegen oder Partyvergnügen" ausgelösten Debatte, denn man müsse sich die Frage stellen, ob es das Lebensziel sein kann, "eine Ferienwohnung in Ibiza und ein Domizil in Lech" zu haben.
Die Reaktionen auf diese pointierten Aussagen ließen denn auch nicht lange auf sich warten und teilten sich in zwei Lager: Die einen, die Gehrer ein reaktionäres Weltbild und eine falsche Vorstellung von der Lebenswirklichkeit der Jugend vorwarfen; und die anderen, die eine grundsätzliche Werte-Diskussion über Kinder und Familie begrüßten.
Zur ersten Gruppe zählt SP-Familiensprecherin Andrea Kuntzl: "Ein Domizil am Arlberg spielt leider nur für die wenigsten Menschen eine Rolle im Leben. Die meisten Leute müssen sich mit ganz anderen Problemen herumschlagen", etwa mit mangelnder Kinderbetreuung.
Bundeskanzler Wolfgang Schüssel stärkte dagegen seiner Bildungsministerin ausdrücklich den Rücken, sei doch eine solche Diskussion in Sachen Generationenvertrag unbedingt notwendig. Die Halbierung der Geburtenrate in den letzten Jahrzehnten sei eine Tatsache, an der niemand vorbei komme. Daher habe der Staat die Verantwortung, die bestmöglichen Rahmenbedingungen für Familie und Kinder bereit zu stellen.
Gleichzeitig betonte der Kanzler aber auch, dass die Entscheidung für oder gegen Kinder die persönliche und freie Angelegenheit jedes Einzelnen sei. Hier könne und dürfe niemand, auch nicht der Staat, etwas erzwingen.
Zu Wort meldete sich auch der Wiener Pastoraltheologe Paul Zulehner. Gegenüber "kathpress" spricht er sich für eine neue "Privilegierung" von Eltern aus.
Den Beweis dafür, dass eine solche Debatte nie ganz frei von Skurrilitäten sein kann, erbrachte dann FP-Jugendsprecher Johann Gudenus. Er sprach sich für eine Steuer auf Verhütungsmittel aus, um so den geringer werdenden Kindersegen wieder in Gang zu bringen. Immerhin unterblieb in diesem Zusammenhang wenigstens das Schlagwort von der "Vergnügungssteuer".