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Patent für Covid-Impfung aus China

Wissen
Zentrale des Impfstoffherstellers CanSino Biologics Inc. Tianjin, China.
© reuters/Thomas Peter

Chinesisches Pharmaunternehmen startet eine Phase-3-Studie eines Kandidaten in Russland.


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Nächste Runde im Rennen um die erste Impfung gegen die Lungenkrankheit Covid-19: Der chinesische Impfstoffspezialist CanSino Biological Inc. hat eine Patentzulassung der chinesischen Behörden für seinen Corona-Impfstoffkandidaten Ad5-nCOV erhalten. Das berichtete "China Daily", die größte englischsprachige Zeitung der Volksrepublik, am Montag unter Berufung auf Dokumente der Aufsichtsbehörde für geistiges Eigentum in Peking. Es sei das erste derartige Patent in China.

Ein wirksamer Corona-Impfstoff gilt als das sicherste Mittel, um die Pandemie zu überwinden. Weltweit wird deshalb mit Hochdruck daran geforscht. Bisher ist jedoch noch kein Impfstoff für den kommerziellen Gebrauch zugelassen. Laut dem Bericht hatte CanSino sein Vakzin am 18. März zum Patentschutz eingereicht.

Ad5-nCoV ist ein Adenovirus Typ 5-Vektor-Impfstoff. Vektor-Impfstoffe beruhen auf einem entschärften Trägervirus, das für Menschen nicht mehr schädlich ist. In diesem Fall sind die Träger Adenoviren, die eine leichte Form der Grippe auslösen können. Sie tragen Teile des Erbmaterials des Coronavirus Sars-CoV-2 in die Zellen. Das Erbmaterial liefert den Bauplan, mit dem der Körper bestimmte Coronavirus-Proteine herstellen kann. Auf diese Proteine reagiert das Immunsystem. Es erzeugt Antikörper, die das Virus abwehren. Das Ziel dieses Impfprinzips ist, den Körper auf die Produktion von Antikörpern gegen das Spike-Protein, mit dem Sars-CoV-2 an gesunde Zellen andockt, zu trainieren.

Auch das Deutsche Zentrum für Infektionsforschung sowie ein Team der britischen Universität Oxford und der Pharmafirma Astra Zeneca suchen nach einem Impfstoff, der Adenoviren als Vektoren nützt. Russland wiederum gab vergangene Woche bekannt, einen Impfstoff auf dieser Basis bereits zugelassen zu haben. Allerdings wurden die Ergebnisse des Gamaleja-Instituts in Moskau bisher in keinem internationalen Fachjournal von externen Experten beurteilt und publiziert.

Anderes gilt für das börsenotierte Unternehmen CanSino Biologics. Im Mai veröffentlichte der 450-Mitarbeiter-Konzern mit Sitz in der Hafenstadt Tianjin im Nordosten Chinas die Ergebnisse einer klinischen Studie der Phase-1 in der britischen Fachzeitschrift "The Lancet". 108 Probanden erhielten demnach in der chinesischen Stadt Wuhan, wo die Seuche im Dezember 2019 begonnen hatte, den Wirkstoff in drei unterschiedlichen Dosierungen. Laut der Studie wurden keine schwerwiegenden Nebenwirkungen beobachtet. Fast alle Probanden entwickelten Antikörper.

In der Folge publizierte das Unternehmen am 20. Juli die Ergebnisse einer Phase-2-Studie an 500 Teilnehmenden ebenfalls in "The Lancet". Der Impfstoff habe zu einer erhofften Reaktion des Immunsystems geführt und es hätten sich keine schweren Nebenwirkungen gezeigt, hieß es. Nun müssen Test der klinischen Phase-3 an mehreren tausend Probanden folgen. Dabei soll etabliert werden, wie lange der Impfschutz hält, welche Dosis die stärkste Immunantwort hervorruft, ob es Unterschiede zwischen Individuen gibt und wie gut sich das Vakzin für die Massenproduktion eignet.

Zulassung für Militär

CanSino Biologics arbeitet mit dem Pekinger Institut für Biotechnologie zusammen. Das Institut gehört zum chinesischen Militär. Am 29. Juni hatte CanSino mitgeteilt, dass die chinesische zentrale Militärkommission auf Basis der ersten Studien eine Zulassung für den Einsatz des Impfstoffs beim Militär erteilt hat. Damit darf das Mittel ein Jahr lang bei Militärpersonal eingesetzt werden. Laut "Asia Times Financial" startet eine Phase-3-Studie in Russland. Weitere Studien sind in Brasilien und Saudi-Arabien geplant.

17 mögliche Impfstoffe werden derzeit in klinischen Tests am Menschen getestet. An mehr als der Hälfte dieser Impfstoffe sind chinesische Firmen oder Institute beteiligt. Da sich das Virus binnen weniger Monate um den Erdball verbreitet hat, sind Experten der Ansicht, dass wohl kein einzelner Anbieter in der Lage sein wird, genügend Impfungen herzustellen, um die Menschen durchzuimpfen. Selbst bei vielen verschiedenen Impfstoffen könnte es Monate dauern, bis so viele Personen immunisiert sind, dass ein Abflauen der Pandemie spürbar wird.(est)