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"Patienten werden erstmals die Einsparungen des AKH merken"

Von Petra Tempfer

Politik
Einen Aufnahmestopp für AKH-Ärzte gibt es seit Oktober.

Nach Betriebsversammlung fordern Ärzte: Uni soll Sparmaßnahmen aussetzen.


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Wien. Es war eine Betriebsversammlung mit einer "noch nie da gewesenen Einstimmigkeit", so der Grundtenor der Teilnehmer. Rund 1000 Mediziner waren dazu am Dienstagvormittag in das Allgemeine Krankenhaus (AKH) gekommen - um die prekäre Budgetsituation ihres Arbeitgebers, der MedUni Wien, zu diskutieren.

Danach kündigten die Ärzte ihre erste Protestaktion an: Die nächste Betriebsversammlung am Dienstag kommende Woche wird öffentlich sein und um 9 Uhr in der Eingangshalle des AKH stattfinden. Auch Prominente wie Niki Lauda und Freda Meißner-Blau werden dazu erwartet. Gleichzeitig haben die Ärzte eine Resolution an das Rektorat verabschiedet, die eine klare Forderung zum Inhalt hat: Die angekündigten Sparmaßnahmen auszusetzen.

Fehlen doch dem AKH langfristig 30 Millionen Euro jährlich. Bekommt die MedUni diese Summe nicht vom Wissenschaftsministerium ersetzt, "muss der Betrieb des Hauses um ein Drittel heruntergefahren werden", kündigte der Vorsitzende des Betriebsrats, Ärztekammer-Vizepräsident Thomas Szekeres, an. Was bedeute, dass ab Jänner 180 der 1500 Ärzte und 24 der 172 Nachtdienste gestrichen werden. Einen Aufnahmestopp für AKH-Ärzte gibt es seit Oktober. "Patienten werden erstmals die Einsparungen des AKH merken", prophezeite der HNO-Arzt Wolf-Dieter Baumgartner nach der Versammlung.

Runder Tisch geplant

Derzeit sieht es laut Szekeres aber nicht danach aus, dass das Ministerium für die fehlende Summe aufkommen wird. Bisher sei es zu keinen Gesprächen bereit gewesen. "Wir sind im laufenden Kontakt mit dem Rektorat der MedUni", kontert dieses. Wissenschaftsminister Karlheinz Töchterle habe bereits vorgeschlagen, dass sich alle an einen Tisch setzen: Vertreter des Ministeriums, der MedUni, des AKH und der Stadt Wien, die das Pflege- und Erhaltungspersonal bezahlt. Dabei solle eine Neuregelung für die Zeit nach 2015 erarbeitet werden, wenn der 2005 geschlossene Vertrag über die AKH-Finanzierung durch Stadt und Bund ausläuft. Die große Zahl an Routinebehandlungen habe dazu geführt, dass zu wenig Zeit für Forschung und Lehre bleibe. Ziel sei, eine effizienter führbare Betriebsgesellschaft zu gründen.

Gesundheitsstadträtin Sonja Wehsely "ist jedenfalls gesprächsbereit", so ein Sprecher zur "Wiener Zeitung". Sofern am derzeitigen Vertrag nicht gerüttelt werde. Man sei nämlich nicht bereit, für den Bund einzuspringen, der ohnedies nur 15 Prozent zum AKH-Budget beitrage. Bis 2015 können die Ärzte nicht warten. Schon jetzt können sie keine Jänner-Dienste mehr eintragen, da keiner weiß, wie es weitergeht. Szekeres: "Es gibt keinen Plan B."